Die polnische Tochter mBank war lange der stabilste Ertragsbringer der Commerzbank. Doch seit einiger Zeit belasten Franken-Hypotheken das Geschäft. Nun unternimmt man einen neuen Anlauf, um das Problem zu lösen. Auf die Zahlen zum abgelaufenen Quartal hat das natürlich keine Auswirkungen mehr. Der Blick richtet sich jetzt auf das Gesamtjahr.
Die polnische Commerzbank-Tochter mBank wird angesichts steigender Prozesskosten attraktivere Konditionen für die Umwandlung von auf Schweizer Franken lautenden Hypothekenkrediten in Zloty anbieten. Die mBank ist nun bereit, mehr als die Hälfte der durch die Aufwertung des Franken entstehenden Kosten der Kreditnehmer zu übernehmen, erklärte Bankchef Cezary Stypulkowski diese Woche. Das berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg.
Bisher wenig Interesse
An dem vorherigen Angebot, die Mehrkosten halbe-halbe aufzuteilen, hatten nur elf Prozent der Kunden Interesse gezeigt. Die polnischen Banken versuchen, die Zahl der neuen Klagen einzugrenzen, bevor der Europäische Gerichtshof Anfang nächsten Jahres eine Entscheidung trifft. Die polnische Bankenaufsicht warnte bereits, dass einige polnische Banken pleite gehen könnten, sollte das Gericht gegen sie entscheiden.
Mehr als eine Milliarde bereits zurückgestellt
Viele polnische Kreditnehmer wurden vor der Finanzkrise 2008 mit niedrigen Zinssätzen in Franken-Hypotheken gelockt. Sie sehen sich nun mit drastisch höheren Kreditraten konfrontiert, nachdem der Zloty mehr als die Hälfte seines Wertes gegenüber der Schweizer Währung verloren hat. Die mBank hat bereits Rückstellungen in Höhe von mehr als 6,8 Milliarden Zloty (1,4 Milliarden Euro) gebildet.
Die hohen Rückstellungen könnten den kompletten Jahresgewinn der mBank für 2022 aufzehren. Im dritten Quartal dürfte es zu einem Verlust kommen. Die Commerzbank hat bisher dennoch einen operativen Gewinn im abgelaufenen Quartal in Aussicht gestellt. Die Jahresziele von mindestens einer Milliarde Nettogewinn scheinen dadurch ebenfalls nicht in Gefahr.
Es wäre sehr wichtig für die Commerzbank die Belastungen in Polen zu senken. Am 9. November bringt die Bank ihre Quartalszahlen. Anleger dürften dann mehr über die aktuelle Lage auch bei Kreditausfällen erfahren. DER AKTIONÄR hält weiterhin an seiner Empfehlung für mutige Anleger fest.
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Commerzbank.
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