Vergangene Woche urteilte der Europäische Gerichtshof zugunsten tausender polnischer Bankkunden im Rechtsstreit mit einigen Geldhäusern. Konkret geht es um in Schweizer Franken vergebene Hypothekendarlehen, die über die Jahre Kunden immer mehr belasteten. Mittlerweile hat sich auf die polnische Finanzaufsicht zu Wort gemeldet, betroffen ist auch die Commerzbank-Tochter mBank.
Laut einem Interview mit dem Radiosender RMF sagte der Leiter der Aufsichtsbehörde in Polen Jacek Jastrzebski, dass das Urteil die Suche nach verhältnismäßigen Lösungen zwischen Kreditgebern und ihren Kunden ernsthaft behindere. Er sei enttäuscht über die Zurückhaltung der Banken Vergleiche anzubieten, wenn eine weniger kostspielige Lösung die von der Regulierungsbehörde gefördert wurde, beliebter gewesen wäre.
Hintergrund ist, dass viele Kreditnehmer durch eine ungünstige Wechselkursentwicklung seit Jahren bei den Franken-Krediten unter Druck stehen. Sie machten die kreditvergebenden Banken dafür verantwortlich und forderten neben Erleichterungen bei der Bedienung der Hypotheken auch Schadenersatz. Der Europäische Gerichtshof bejahte das im Grundsatz nun. Aktuell sind immer noch zahlreiche Klagen vor polnischen Gerichten
anhängig. Auch die Commerzbank-Tochter mBank ist betroffen.
Jastrzebski glaubt zudem, dass sich viele Kunden für einen Vergleich entscheiden könnten, indem sie ihre Kredite in Zloty umwandeln, um das Währungsrisiko zu beseitigen. Er sieht zudem kein Risiko eines Bankkonkurses aufgrund höherer Rückstellungen für das Rechtsrisiko bei Schweizer Franken-Hypotheken. Die maximalen Gesamtkosten der Rechtsstreitigkeiten für die Branche könnten 100 Milliarden Zloty (rund 24,5 Milliarden Euro) erreichen.
Die mBank hat mit mehr als 1,3 Milliarden Euro auf die vergebenen Franken-Kredite bezogen die höchste Deckungsquote (mehr als 60 Prozent). Das könnte nun in einem Extremszenario aber nicht reichen. Helfen könnten hier indes die weiterhin hohen Nettozinserträge durch die rasante Zinswende.
Die Commerzbank selbst verharrt nach dem Ausbruch aus dem Dreieck bei 10,05 Euro über der Marke von 10,10 Euro. Rasche Anschlussgewinne blieben bisher aus. Dennoch ist die Aktie im laufenden Jahr weiterhin für positive Überraschungen gut. Investierte bleiben dabei.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Commerzbank
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