Die Commerzbank hat seit der Finanzkrise den Staat mit im Boot. Die Bundesrepublik Deutschland ist mit rund 15 Prozent seitdem der größte Aktionär. Bis zum vergangenen Jahr hielt man sich aber aus allen Angelegenheiten heraus, während das Finanzinstitut immer weiter abrutschte. Im August wurde mit Hans-Jörg Vetter ein neuer Aufsichtsratschef mutmaßlich durch Vermittlung des Bundes installiert. Nach dem Rücktritt von Vetter ist die Position nun wieder vakant und der Bund hat schon einen Nachfolger auserkoren.
Wie gestern berichtet, könnte Andreas Schmitz, der bereits im Aufsichtsrat der Commerzbank sitzt, den Chefposten im Kontrollgremium einnehmen. Laut Medienberichten hat der ehemalige Aufsichtsratschef der HSBC Trinkhaus & Burkhardt reale Chancen. Erfahrung bringt er zudem reichlich mit, vor allem auf dem deutschen Markt. Nun funkt aber der Bund als Ankeraktionär dazwischen und präsentiert zwei eigene Kandidaten.
KfW-Vorstände sind im Rennen
Nach Informationen des Handelsblatts schlägt das Bundesfinanzministerium den Chef der staatseigenen Förderbank KfW, Günther Bräunig, und seine Vorstandskollegin Ingrid Hengster vor. Laut Insidern gelten sie neben Schmitz als engere Kandidaten. Hengster hat bereits von 1986 bis 1995 für die Commerzbank gearbeitet und danach bei internationalen Adressen wie UBS, Credit Suisse oder ABN Amro. Bräunig tritt demnächst als KfW-Chef ab und wollte sich offenbar in den Ruhestand verabschieden.
Was macht Cerberus?
Offenbar soll es keine Übergangslösung für den Posten des Aufsichtsratschefs geben. Somit gelten Schmitz und Hengster als die Favoriten. Eine Entscheidung wird bald erwartet, denn die Zeit drängt. Wie sich der Finanzinvestor Cerberus, der rund fünf Prozent der Commerzbank-Anteile hält, positioniert, ist noch unklar. Im Extremfall könnte ein eigener Kandidat der Amerikaner bei der Hauptversammlung am 5. Mai antreten. Dann käme es zu einer Kampfabstimmung. Alle anderen Beteiligten wollen das verhindern.
Die Aktie verliert nach der gestern vom Gesamtmarkt getriebenen Aufwärtsbewegung wieder an Boden. Ob es für den Aktienkurs langfristig förderlich ist, wenn der Bund aktiver wird, muss sich zeigen. Das Einsparpotenzial bleibt nach wie vor groß, Personalfragen belasten aber weiterhin die Notierung. Wer bereits bei der Aktie zugegriffen hat, beachtet den Stopp bei 4,00 Euro. Mutige steigen oberhalb von 5,55 Euro ein.
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren: Commerzbank.
Hinweis auf Interessenkonflikte gemäß § 85 WpHG: Aktien von Commerzbank befinden sich im Aktionär-Depot von DER AKTIONÄR.