Gestern Mittag hat der Aufsichtsratsvorsitzende Hans-Jörg Vetter seinen sofortigen Rücktritt erklärt. Der 68-Jährige hat laut Ad-hoc-Meldung der Commerzbank sein Mandat aus gesundheitlichen Gründen niedergelegt. Damit hört er nach nicht einmal einem dreiviertel Jahr auf. Nun gibt es zwei Szenarien, wie es an der Spitze des Finanzinstituts und damit beim Umbau weitergehen könnte.
Vetter wurde zum August letzten Jahres als Chef des Kontrollgremiums bestellt. Damals war die Commerzbank kopflos, es gab weder einen CEO, noch einen Chef des Aufsichtsrates. Der Bund, mit seinem Anteil von 15 Prozent an der Commerzbank einer der größten Aktionäre, hatte Vetter damals wohl auf den Aufsichtsrats-Chefsessel gehoben. Denn Vetter war schon im Ruhestand. Aber Jutta Dönges, die Chefin der Finanzagentur, hatte ihn im Aufsichtsrat der Commerzbank als Kandidat vorgeschlagen. Daher könnte man nun versuchen, wieder jemanden zu installieren, der die Vorstellungen des Staates zur Commerzbank-Entwicklung teilt.
Was macht Knof?
Vetter hat maßgeblich das Sanierungsprogramm, das der alte CEO Martin Zielke 2020 vorstellte, aufgegriffen und modifiziert. Dann wurde Manfred Knof als CEO von der Deutschen Bank geholt. Knof hatte vor allem davor bei der Allianz gezeigt, dass er ein harter Sanierer ist. Die Rollenverteilung war dabei klar: Vetter ist der Stratege im Hintergrund und Knof muss beim Umbau abliefern. Jetzt könnte Knof allerdings in das entstandene Führungsvakuum vorstoßen und die Position, die ein Vorstandsvorsitzender normalerweise innehat, ausfüllen.
Die Aktie hat den Rücktritt von Vetter gestern mit einem überschaubaren Minus aufgefasst. Heute könnte es allerdings weiter bergab gehen. Kurzfristig sollten Anleger darauf achten, ob die Marke um 5,00 Euro hält. Ein Neueinstieg ist derzeit nicht angezeigt, auch wenn der Aufwärtstrend noch intakt ist.
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