Die Commerzbank hat gestern einen neuen Vorsitzenden für den Aufsichtsrat gewählt. Damit wurde eine noch längere Hängepartie vermieden, denn der bisherige Vorsitzende, Stefan Schmittmann, ist gestern abgetreten. Wie erwartet wurde Hans-Jörg Vetter zum obersten Kontrolleur bestimmt. Die Umstände sind allerdings alles andere als trivial. Die Aktie konnte wieder etwas Boden gut machen.
Vetter wurde laut Medienberichten einstimmig gewählt. Das ist umso bemerkenswerter, da es im Vorfeld starke Kritik an ihm durch den Großaktionär Cerberus gab. Dieser wollte zwei eigene Kandidaten für die Position nominieren. Anscheinend stand für die Mitglieder im Aufsichtsrat aber im Vordergrund die Führungskrise schnell zu beenden. Vetter muss nun noch von einem Gericht als neuer Aufsichtsrat bestellt werden, da er dem Gremium bisher nicht angehört. Dann wäre er formal der neue Aufsichtsratschef.
Bund setzt sich durch
Mit der Suche nach einem neuen Chef des Kontrollgremiums war die Aufsichtsrätin Jutta Dönges betraut worden. Sie vertritt den Bund als Großaktionär im Aufsichtsrat und leitet die Finanzagentur der Bundesrepublik. Am Ende konnten auch die Arbeitnehmervertreter der Commerzbank von Vetter überzeugt werden. Zwar wurde ihm vorgeworfen, dass er noch nie eine börsennotierte Großbank geleitet habe. Andererseits sanierte er erfolgreich mit der Bankengesellschaft Berlin und der LBBW zwei Landesbanken. Vielleicht schafft er nun sein Tripple mit der Commerzbank.
Zahlen kommen am Mittwoch
In den kommenden Tagen erwartet die Commerzbank die gerichtliche Bestellung von Vetter. In der Zwischenzeit übernimmt der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende Uwe Tschäge den Vorsitz. In diese Interimsperiode fallen auch die Quartalszahlen, die morgen veröffentlicht werden. Der Analystenkonsens erwartet, dass der Gewinn von 271 Millionen auf 95 Millionen Euro sinkt. Für das Gesamtjahr wird ein Verlust von 320 Millionen Euro prognostiziert.
Mit der Entscheidung für Vetter hat sich der Bund scheinbar gegenüber Cerberus durchgesetzt. Es bleibt abzuwarten, ob die Amerikaner noch weitere Schritte unternehmen. Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren scheint die Regierung auf eine Veränderung bei der Commerzbank zu drängen. Vetter kommt zwar nicht aus dem Privatbankenbereich, aber er scheute bisher nicht vor harten Einschnitten zurück, wenn es notwendig war. Er gilt zu Recht als Sanierer.
Investierte Anleger bleiben dabei und beachten den Stopp bei 4,00 Euro.
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