Die Commerzbank-Aktie hat den Kursrutsch vom Mittwoch aufgrund der nicht überzeugenden Quartalszahlen (DER AKTIONÄR berichtete) am gestrigen Feiertag wieder wettmachen können. Zum Wochenausklang stehen allerdings erneut Minuszeichen vor der Aktie. Grund dafür dürfte ein Downgrade eines US-Analysehauses sein.
Die Bank of America (BofA) hat nämlich die Commerzbank-Aktie von „Neutral“ auf "Underperform" heruntergestuft. Die BofA-Experten sehen nach der Kursrally der vergangenen Monate keinen Spielraum mehr für den Aktienkurs. Zwar hoben sie ihre Gewinnerwartungen für 2023 noch etwas an, da sie nun mit einer geringeren Risikovorsorge durch die Bank rechnen als bislang. Allerdings gehen sie auch davon aus, dass der Nettozinsüberschuss den Höhepunkt erreicht hat.
In die gleiche Kerbe schlägt auch die US-Investmentbank JPMorgan, die ebenfalls beim Zinsüberschuss den Zenit sehen und daraus ein begrenztes Potenzial für Gewinnüberraschungen ableiten. Immerhin haben die Amerikaner im Rahmen einer „Halten“-Empfehlung das Kursziel von 12,60 auf 13,40 Euro angehoben. Das impliziert 34 Prozent Luft nach oben - ausgehend vom aktuellen Kursniveau.
Hintergrund: Die zweitgrößte deutsche Privatbank profitiert besonders stark – dank ihres großen Privat- und Firmenkundengeschäfts – vom Anstieg der Leitzinsen. Im Q1 legte der Zinsüberschuss um 39 Prozent auf 1,95 Milliarden Euro zu. In den kommenden Quartalen werde derselbe allerdings geringer ausfallen, weil die Bank ihren Kunden mehr Zinsen auf Einlagen bezahlen werde, sagte Commerzbank-CFO Bettina Orlopp. Hauptgrund dafür ist der verschärfte Wettbewerb um Einlagen.
Dennoch hob die Finanzchefin die Guidance für das Gesamtjahr für den Zinsüberschuss auf sieben Milliarden Euro an. In einem optimistischeren Szenario sind laut Orlopp auch 7,3 Milliarden Euro erzielbar. Mit dem Ausblick blieb man allerdings hinter den Erwartungen der Analysten zurück.
Die Commerzbank-Aktie fällt am Freitag um 0,9 Prozent auf 9,83 Euro. Kommt es zu weiteren Abverkäufen, dürfte im Bereich von 9,50 Euro (2022er-Hoch: 9,51 Euro) ein guter Support zu finden sein. Nach oben muss die Aktie indes den GD50 (9,97 Euro) beziehungsweise die 10-Euro-Marke überwinden, um neues Potenzial freizusetzen.
Die Erwartungen an die Commerzbank – gerade beim Nettozinsergebnis – sind sehr hoch. Die jüngste Kursreaktion war aus Sicht des AKTIONÄR überzogen. Grund – und das sollten Anleger im Hinterkopf haben: Die Prognose der "Gelben" bei dieser Kennziffer war im Rahmen der Sanierung bisher stets konservativ. Zudem beinhaltet die Gesamtjahresprognose eine milde Rezession in Deutschland. Tritt dieses Szenario nämlich nicht ein, besteht Überraschungspotenzial beim Gewinn. Kurzum: Mutige Anleger greifen noch zu. Kursziel: 13,00 Euro.
(Mit Material von dpa-AFX)
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