Die Commerzbank-Aktie, die zuletzt teilweise deutlich über der psychologisch wichtigen 10-Euro-Markiert notiert hat, gehört am zweiten Handelstag der Woche zu den Top-Verlieren im DAX. Eine unternehmensspezifische Nachricht liegt nicht vor. Vielmehr sieht ein britisches Analystenhaus die künftige Gewinnentwicklung der Commerzbank kritisch.
Die stark gestiegenen Leitzinsen hätten dem Finanzinstitut bislang geholfen, rentabler zu werden und den Spielraum für Ausschüttungen an die Aktionäre deutlich zu erweitern, schreibt Barclays-Analyst Amit Goel in einer am Dienstag vorliegenden Studie. Mittlerweile nähmen die Risiken aber zu, der Zinsüberschuss könnte Investoren enttäuschen.
Daher stufte der Experte die Commerzbank-Aktien von "Equal Weight" auf "Underweight" ab. Damit erwartet Goel, dass sie sich in den kommenden zwölf Monaten im Vergleich zu den anderen Titeln im Bankensektor unterdurchschnittlich entwickeln werden. Er kappte zugleich sein Kursziel von 12,50 auf 10,80 Euro.
Der Barclays-Analyst erwartet insbesondere, dass der Zinsüberschuss im Jahr 2024 im Kerngeschäft der Commerzbank sinken wird, da sich die Leitzinsen nach ihrem starken Anstieg nun stabilisierten. Die Commerzbank sei bisher ein großer Profiteur steigender Zinsen gewesen. Nun überwögen die Risiken aber die Chancen, obwohl die Bewertung der Aktie nach wie vor anspruchslos erscheine. Goels Schätzungen für die Gewinnentwicklung der Commerzbank in den Jahren 2024 und 2025 etwa liegen demnach rund zehn Prozent unter den Konsensschätzungen.
Die mittelfristigen Ziele für die Zeit nach 2024 dürfte die Commerzbank laut dem Barclays-Experten Anfang November, mit den Zahlen zum dritten Quartal, veröffentlichen. Das sei zwar sicher interessant, aber mit positiven Überraschungen rechnet er nicht. Im Schnitt werde bereits eine Eigenkapitalrendite (RoTE) von 9 bis 10 Prozent für 2025 erwartet, doch "läge ein solches Profitabilitätsniveau immer noch unter dem Branchendurchschnitt und ist auch stark abhängig von der Entwicklung der Zinssätze", schränkt er ein.
Mit Blick auf die Kapitalausschüttungen merkt Goel obendrein kritisch an, dass die Commerzbank nicht in der Lage sei, mehr als 50 Prozent des 2023er Gewinns auszuschütten, von dem ein Teil außerdem schon bis Jahresende in Form von Aktienrückkäufen zurückgegeben werde. Mittelfristig dürften die Ausschüttungen zwar wohl bis auf 70 Prozent steigen, doch auch darin sieht er "keine positive Überraschung".
Klar, die Nettozinserträge können durchaus sinken: zum einen durch höhere Zinsen auf der Passiv-Seite, zum anderen weil weniger Kreditgeschäft, etwa im Bereich von Wohnungsbaudarlehen, gemacht wird. Dennoch: Es wird damit gerechnet, dass die Commerzbank nach abgeschlossener Sanierung 2024 höhere Ziele ausgibt. Kurzum: Die Aktie ist derzeit mit Blick auf das eingetrübte Chartbild eine echte Halteposition. Der Stopp wurde auf 7,50 Euro nachgezogen.
Börsen.Briefing Newsletter
Bleiben Sie über die neuesten Entwicklungen bei spannenden Unternehmen und an der Börse auf dem Laufenden. Lesen Sie das Börsen.Briefing. – den täglichen Newsletter des AKTIONÄR. Kostenlos.
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Commerzbank.
Aktien der Commerzbank befinden sich in einem Real-Depot der Börsenmedien AG
(Mit Material von dpa-AFX)