Chip-Aktien geraten zu Beginn der Quartalssaison deutlich unter Druck. Zwei wichtige Player der Halbleiterausrüster lieferten bedenkliche Zahlen – ein negatives Signal insbesondere für Apple, Broadcom, Dialog, Qualcomm, AMD und Nvidia.
Der Philadelphia Semiconductor Index verlor am Donnerstag rund vier Prozent, nachdem TSMC im ersten Quartal die Erwartungen der Analysten verpasste. Der weltweit größte Auftragsfertiger für Halbleiterprodukte schraubte zudem die Erwartungen für das Gesamtjahr auf das untere Ende der Prognose zurück. Erwartete der Chip-Konzern zum Jahresbeginn noch ein Umsatzwachstum von zehn bis 15 Prozent, liegt die Prognose jetzt bei zehn Prozent. Auch der Zulieferer ASM International enttäuschte am Mittwoch die Analysten.
Die Schwierigkeiten, die TSMC sieht, sind zum einen die schwächelnde Nachfrage nach Smartphones. Der Chip-Konzern liefert damit die Fakten für etwas, was Analysten seit einigen Monaten befürchteten: Apple-Zulieferer seien nicht voll ausgelastet, der Super-Zyklus drohe zu bröckeln. Morgan Stanley und die Bank of America warnten umgehend ihre Klienten, dass die iPhone-Verkäufe dieses Quartal unter den Erwartungen bleiben könnten.
Dies dürfte nicht nur den Apple-Kurs deutlich belasten – auch Zulieferer wie Broadcom, Qualcomm und Dialog laufen Gefahr, aufgrund ihrer Beziehung zu Apple die Erwartungen im ersten Quartal nicht zu erfüllen. Insbesondere für Dialog, das etwa 70 Prozent der Einnahmen aus dem Apple-Geschäft erzielt, ist dies eine gefährliche Situation.
Zum anderen warnt TSMC vor den Unsicherheiten im Krypto-Mining-Geschäft. Analysten sehen Mining-Operationen nur profitabel bei einem Bitcoin-Preis über 8.000 Dollar. Ein Preis, der im vergangenen Monat nicht erreicht wurde – aktuell notiert die Kryptowährung jedoch wieder über 8.000 Dollar. Betroffen sind vom Krypto-Preisverfall auch die GPU-Hersteller AMD und Nvidia, deren Grafikkarten insbesondere für das Altcoin-Mining eingesetzt werden.
Auf Intel und Micron dürften die schwachen Zahlen von TSMC und ASM International kaum Auswirkungen haben, da beide Hersteller nur begrenzt im Smartphone- und Krypto-Geschäft involviert sind. Broadcom weist nach der gescheiterten Übernahme von Qualcomm und dem folgenden Abverkauf noch Potenzial auf. Nvidia bleibt ein spekulativer Pick – auch im Hinblick auf unvorhersehbare Krypto-Kurse. Als Langfrist-Anlage gilt es, Apple zu halten – Anleger mit einem kürzeren Anlagehorizont sichern sich gegen schwache Quartalszahlen durch Gewinnmitnahmen ab. Qualcomm, Dialog und AMD empfiehlt DER AKTIONÄR aktuell nicht zum Kauf.