Die deutschen Immobilienaktien rauschten im Sog der Subprime-Krise in den Keller. Einige Titel wurden über Gebühr abgestraft und dürften sich daher 2008 wieder erholen.
Keine zweite Branche durchlebte in den letzten Jahren an der Börse derart extreme Hochs und Tiefs wie die großen deutschen Immobilientitel. Ein Paradebeispiel hierfür ist die Aktie von Vivacon: Deren Kurs hatte sich zwischen Anfang 2005 und Mai 2006 auf rund 50 Euro fast verzehnfacht. Anschließend verlor das Papier - zuletzt wegen der US-Hypothekenkrise - wieder etwa 80 Prozent an Wert. Fundamental erscheint diese Entwicklung nicht gerechtfertigt, gilt Deutschland doch bei ausländischen Investoren als attraktivster Standort in Europa. Daher erwarten Experten bei deutschen Wohn- und Gewerbeimmobilien in den nächsten Jahren weitere Wertsteigerungen. Trotz dieser Aussichten notieren zahlreiche Immobilienaktien aber deutlich unter ihrem Net Asset Value (NAV).
Colonia Real Estate: Wiederkehrende Erträge vervierfacht
Stolze 5,89 Euro oder 26,3 Prozent unter ihrem NAV von 22,40 Euro notiert die Aktie von Colonia Real Estate. Und dies, obwohl das Unternehmen jüngst die Gewinnprognose für 2007 von bis zu 65 Millionen Euro auf 67 bis 70 Millionen Euro angehoben hat. Davon wurden in den ersten neun Monaten dieses Jahres bereits 54,4 Millionen Euro verbucht. Besonders positiv: Die wiederkehrenden Erträge haben sich gegenüber dem Vorjahreszeitraum mehr als vervierfacht. Vorstandschef Stephan Rind rechnet damit, dass sich die hervorragende Geschäftsentwicklung im nächsten Jahr fortsetzen wird. Positive Impulse erwartet Rind vor allem im Bereich Asset Management - hier soll das EBIT von 8,5 auf mindestens zwölf Millionen Euro steigen.
Gagfah: Hohe Dividendenrendite
Sehr gut laufen die Geschäfte auch bei Gagfah. Der Immobilienkonzern steigerte den Überschuss im dritten Quartal 2007 um 367 Prozent auf 2,94 Euro je Aktie. Derzeit notiert die Gagfah-Aktie 13,4 Prozent unter ihrem NAV von 13,97 Euro und glänzt mit einer stattlichen Dividendenrendite von rund sieben Prozent.
Vivacon: Unverschämt günstig
Mit einem 2008er-KGV von 4 ist Vivacon ein echtes Schnäppchen. Die attraktive Bewertung basiert auf einer Gewinnschätzung von 3,17 Euro pro Aktie für das kommende Geschäftsjahr. Eine durchaus realistische Prognose, denn der Kölner Immobilienhändler verfügt derzeit über einen Bestand von knapp 7.000 Wohnungen, die in erster Linie an ausländische Investoren veräußert werden sollen. Zum Gewinnwachstum beitragen werden auch die kontinuierlich steigenden Erbauzinseinnahmen.
Patrizia: Rendite im Fokus
Der Handel mit Wohnungen ist auch bei Patrizia Immobilien nur eines von mehreren Standbeinen. Das Unternehmen ist zudem in den Bereichen Wohnungsrevitalisierung, Projektentwicklung und Asset Management aktiv. Diese renditestarken Sparten sollen künftig ausgebaut werden. Darüber hinaus will Patrizia künftig verstärkt komplette Wohnungsportfolien verkaufen.
TAG Tegernsee: Der Schein trügt
In den ersten neun Monaten des laufenden Fiskaljahres erzielte die TAG Tegernsee AG ein EBIT von 15,8 Millionen Euro - mehr als dreimal so viel als im Vorjahreszeitraum. Berücksichtigt man jedoch die Gewinne durch Neubewertung von Immobilienbeständen (Zuschreibungen) von 23,2 Millionen Euro, bleibt unter dem Strich ein Verlust von 7,4 Millionen Euro. Infolgedessen drängt sich ein Einstieg bei TAG Tegernsee derzeit nicht auf.
Zwei Kaufkandidaten
Die Favoriten von DER AKTIONÄR im deutschen Immobiliensektor sind Colonia Real Estate und Vivacon. Beide Unternehmen überzeugen mit zukunftsträchtigen Geschäftsmodellen und rekordverdächtig günstigen Bewertungen.
Artikel aus DER AKTIONÄR (52/07 - 01/08).