Die gescheiterte Übernahme von Celesio durch das US-Unternehmen McKesson hat die Aktien des Pharmagroßhändlers am Montagabend schwer unter Druck gebracht. Die Titel brachen nachbörslich um über zwölf Prozent auf 21,10 Euro ein. Kurzfristig zumindest sei mit dem Desaster nun die Fantasie aus beiden Aktien raus, hieß es am Markt.
McKesson scheiterte an seinem selbst gesteckten Ziel, mindestens 75 Prozent der Anteile an Celesio einsammeln zu wollen. Der Mischkonzern Haniel, der 50,01 Prozent der Celesio-Anteile hält, äußerte Bedauern. „McKesson wäre ein sehr guter Partner für die weitere strategische Entwicklung von Celesio gewesen. Insofern ist es natürlich schade, dass das Übernahmeangebot gescheitert ist“, sagte Haniel-Vorstandschef Stephan Gemkow laut Mitteilung. „Gleichwohl ist das weder für Haniel noch für Celesio, die strategisch sehr gut aufgestellt ist, ein Beinbruch.“
Überraschung
„Es ist schon überraschend, dass das nicht geklappt hat“, sagte ein Analyst der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX am Montagabend. Das Scheitern sei eine „Loose/Loose-Situation“ für Celesio und auch McKesson.
Ein Händler vermutet, dass der US-Hedgefonds Elliott, hinter dem der Finanzinvestor Paul Singer steht, „zu hoch gepokert“ hat. „Elliott hat wohl einen Teil seiner 25-prozentigen Beteiligung an Celesio zurückgehalten“, sagte er. Diesen Anteil an den Stuttgartern hatte sich Elliott nach dem Kaufangebot gesichert und dann eine Erhöhung der Offerte gefordert. Am vergangenen Donnerstag hatte McKesson daraufhin das Angebot von 23,00 auf 23,50 Euro je Celesio-Aktie angehoben und am Markt war in der Folge eine erfolgreiche Übernahme erwartet worden.
Spekulation auf Squeeze-Out
„McKesson hatte sich über Haniel ja bereits mehr als 50 Prozent an Celesio gesichert“, gab der Händler zu bedenken und schätzt daher, dass Elliott auf ein Squeeze-Out spekulieren wollte. Dies wird möglich, wenn die Annahmequote für eine Offerte bei mindestens 95 Prozent liegt. Dann können die restlichen Aktionäre gegen Zahlung einer Barabfindung herausgedrängt werden, und diese Abfindung liegt üblicherweise über dem Übernahmepreis.
Da die Übernahme nun aber gescheitert sei, schwinde zunächst einmal die Fantasie aus der Celesio-Aktie, was dem Kurs zusetzen sollte. „Auf lange Sicht dagegen wird sich wieder etwas tun, denn Haniel ist ja bereit gewesen, zu verkaufen und Elliott dürfte Celesio wohl kaum als Langfrist-Investment sehen“, sagte der Marktteilnehmer.
Händler Markus Huber vom Vermögensverwalter Peregrine & Black sagte vor allem mit Blick auf McKesson: „Für das US-Unternehmen ist das sehr enttäuschend und sicherlich ein Rückschlag, da man sich doch ordentliche Synergien von diesem Deal versprochen hatte.“ Der gebotene Preis sei zudem „ganz gut“ gewesen, wenn bedacht werde, dass das Wirtschaftsumfeld in Europa noch immer schwierig sei. „Nun muss abgewartet werden, ob McKesson es noch einmal mit einem höheren Angebot probiert oder ob die Amerikaner andere Unternehmen ins Visier nehmen.“
Natürlich ist die geplatzte Übernahme zunächst einmal eine Enttäuschung. Allerdings dürfte in diesem Fall auch gelten: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Das sieht man auch an der Marktreaktion. Sollte die Aktie tatsächlich noch einmal bis in den Bereich von 18,00 Euro zurückfallen, können mutige Trader zugreifen.
(mit Material von dpa-AFX)