Von spektakulären Börsengängen wollten Anleger während des Bärenmarktes im vergangenen Jahr nichts mehr wissen. Auf dem Höhepunkt des IPO-Booms im Jahr 2021 hatten sich viele Investoren böse die Finger verbrannt und auch für an einem Börsengang interessierte Unternehmen hatte sich das Umfeld in 2022 erheblich verschlechtert. Aufsehenerregende IPOs? Fehlanzeige - bis gestern!
Denn mit dem gestern erfolgten Börsengang der Fast-Casual-Kette CAVA verfügt 2023 über ein erstes spektakulär gestartetes Börsendebüt. Gegenüber dem Ausgabepreis von 22 Dollar legten die Papiere um 97 Prozent zu. Mit Notierungen jenseits von 47 Dollar hatten interessierte Anleger zeitweise sogar das Doppelte des IPO-Preises geboten, aus dem Handel ging die Aktie schließlich mit 43,30 Dollar. Im vorbörslichen Handel heute werden die Papiere mit Aufschlägen von sechs Prozent (Stand: 14:40 Uhr) gehandelt, ein Ende der Begeisterung scheint also erstmal nicht in Sicht.

Angeregt worden sein dürfte der Appetit der Anleger gestern vor allem durch zwei Dinge: Erstens die ohnehin gute bis euphorische Börsenstimmung und zweitens auch die hinter CAVA stehende Wachstumsstory. Die 2006 gegründete Restaurantkette hat sich auf Gerichte der mediterranen Küche spezialisiert und dabei das Rezept von Chipotle kopiert: Gäste können ihre Gerichte bei Bedarf vollständig selbst zusammenstellen.
Das Konzept bewährte sich schnell, auch weil sich CAVA früh um ein grünes und gesundes Image bemüht hat. Die angebotenen Gerichte sind für die Verhältnisse US-amerikanischer Schnellrestaurants außergewöhnlich reich an frischem Gemüse und kommen oft auch ohne Fleischeinlage aus. Das gefällt vor allem einem gesundheitsbewussten, urbanen Publikum.
Um seiner Expansion einen Kickstart zu verleihen, kaufte das Unternehmen 2018 die konkurrierende Kette Zoes Kitchen für etwa 300 Mio. Dollar. Seither arbeitet das Unternehmen konsequent am Rebranding und der Umgestaltung der übernommenen Restaurants.
Durch die Übernahme seines direkten Konkurrenten ist CAVA mit inzwischen 263 Lokalen der mit Abstand größte, auf mediterrane Mahlzeiten spezialisierte Anbieter. Mit seinen Soßen, Dips und Salatdressings ist das Unternehmen außerdem zunehmend auch in Supermarktregalen zu finden. Das stärkt nachhaltig die Kundenbindung und sorgt für Werbung in eigener Sache.
Das Modell ist erfolgreich. Im vergangenen Jahr erlöste CAVA 564 Mio. Dollar, ein Wachstum von 13 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Noch kostet die Expansion allerdings viel Geld. Mit einem Nettoverlust von 59 Mio. Dollar ist CAVA nicht profitabel.
Nach dem fulminanten Start gestern ist das Unternehmen mit rund 4,9 Mrd. Dollar bewertet. Das entspricht bei Erlösen auf dem Niveau des Vorjahres einem Kurs-Umsatz-Verhältnis von 8,7. Das ist sportlich, vom Branchendurchschnitt, der bei 7,8 liegt, allerdings nicht allzu weit entfernt. Für Börsenliebling McDonalds etwa legen Anleger aktuell das 9,2-fache der Erlöse auf den Tisch. Um die Bewertung gegenüber dem Durchschnitt zu rechtfertigen, muss sich CAVA daher schnellstmöglich um Profitabilität bemühen. Andernfalls wird der aktuelle Börsenwert kaum behauptet werden können.
Wohin die Reise für erfolgreiche und später profitable Restaurant-IPOs langfristig gehen kann, hat beispielsweise Chipotle gezeigt: Die Aktie blickt auf eine Performance von knapp 460 Prozent in zehn Jahren zurück und hat den Gesamtmarkt damit um mehr als das Doppelte outperformen können.
Der Appetit auf satte Börsengewinne wächst wieder - auch im zuletzt fast vollständig abgemeldeten IPO-Bereich. Mit Restaurantkette CAVA hat 2023 seinen ersten fulminanten Börsenstart und ist damit um eine ebenso spannende wie aussichtsreiche Langfriststory reicher.