Die Cannabis-Aktie Tilray ist für schnelle Kurssprünge bekannt, doch hat seit Ende 2021 einen Durchhänger. Nachdem sich eine weitere Marktöffnung in den USA verzögert, lassen es auch die Cannabis-freundlichen Politiker der neuen deutschen Regierung zunächst ruhig angehen, was die Legalisierung betrifft.
Ein Lebenszeichen und ein zweistelliges Plus gab es jedoch gestern nach der Vorlage überraschend guter Zahlen. Die Kanadier erzielten im abgelaufenen Quartal ein EBITDA von 14 Millionen Dollar, womit die Konsensus-Schätzung von elf Millionen Dollar übertroffen wurde. Der Umsatz stieg um 20 Prozent auf 155 Millionen, doch erreichte nicht die erhofften 167 Millionen Dollar. Interessant sind neue Aussagen des CEO: Man sei in Deutschland mit einem Anteil von 20 Prozent klarer Marktführer für medizinisches Cannabis und blicke zuversichtlich auf die Marktöffnung. Man erhofft sich eine „Beschleunigung der Legalisierung“ der neuen Regierungskoalition.
Tilray erwähnt jedoch nicht die zuletzt bremsenden Signale. „Priorität hat der Kampf gegen die Pandemie“, so FDP-Gesundheitspolitiker Andrew Ullmann zur Funke-Mediengruppe. „Aktuell ist es kein guter Zeitpunkt für einen Cannabis-Gesetzesentwurf“, sagte SPD-Innenpolitiker Sebastian Fiedler.
Milliarden-Chancen für Staat
Dabei hatte eine Studie berechnet, dass die Legalisierung 4,7 Milliarden Euro für den Staat bringen würde. Grund sind Steuereinnahmen und Einsparungen bei Strafverfolgung und Justiz, so das Institute for Competition Economics (DICE). Der Apothekerverband hatte sein „Go“ gegeben, den Verkauf zu übernehmen. Tilray-Deutschland stünde bereit und sagte dem AKTIONÄR Ende 2021: „Wir könnten unsere Anbau-Kapazitäten hochfahren.“
Auf Trendbruch warten
Barclays schätzt den Cannabis-Markt zwar als „aufregend“ aber auch „kompliziert“ ein. Nach dem Lebenszeichen im Chart ist Tilray wieder einen Blick wert – doch das nachhaltige Brechen des Abwärtstrends gelingt wohl nur im Zuge der tatsächlichen Marktöffnung in Europa oder den USA.