Vielleicht ist BYD-Chef Wang Chuanfu nicht derart schrill und laut im Vergleich zu Tesla CEO Elon Musk. Aber Chuanfu ist ähnlich revolutionär wie Musk einzustufen: Während die deutschen Hersteller noch immer zu zögerlich in Sachen Elektromobilität agieren, zog Chuanfu im Februar 2022 ohne großes Tamtam den Stecker, sprich, er stellte die Produktion von Verbrennern ein und legte den Fokus vollständig auf die Herstellung von Elektroautos. Damit verpasste Chuanfu BYD gleichzeitig ein neues, positives Image.
"Die Wettbewerbslandschaft in der Autoindustrie hat sich verändert", sagte Bridget McCarthy, Leiterin des China-Geschäfts des Shenzhen ansässigen Hedgefonds Snow Bull Capital, der sowohl in BYD als auch in Tesla investiert hat. "Es geht nicht mehr um die Größe, sondern um die Geschwindigkeit, mit der die Hersteller Innovationen vorantreiben. BYD hat schon vor langer Zeit begonnen, sich darauf vorzubereiten und jetzt muss der Rest der und jetzt muss der Rest der Branche versuchen, aufzuholen."
Vor wenigen Tagen gab Wang Chuanfu bekannt, dass sich BYD auch im Markt für Luxusautos breitmachen will. Teil der neuen Luxus-Modell-Palette wird der Denza D9. Chuanfu erwartet, dass der Denza D9 das schnellste NEV-Modell der Luxusklasse in China sein wird. Auslieferungsstart ist Q1 2024. Der Vorverkaufspreis beträgt 660.000 Renminbi oder umgerechnet rund 85.000 Euro.
„In Zukunft wird BYD eine Matrix bilden, die die Marken BYD, Denza, Yangwang und Fang Cheng Bao bilden. Damit wird die Nachfrage der Nutzer nach Fahrzeugen in allen Dimensionen und Szenarien abgedeckt“, sagt Analyst Zhang Jing von Phillip Capital.
Auch was neue Fahrfunktionen angeht, hat BYD zuletzt Neuigkeiten präsentiert. Der Elektroauto-Hersteller hat von der Stadt Shenzhen eine Genehmigung für autonomes Fahren der Stufe 3 auf Autobahnen zu Testzwecken erhalten. „BYD sollte man auch in diesem Bereich nicht unterschätzen“, sagt Auto-Experte Dudenhöffer gegenüber dem AKTIONÄR.
Für Spannung jedenfalls ist gesorgt: Am 24. Januar wird BYD einen Technologietag veranstalten, um seine eigenen Entwicklungen für autonomes Fahren vorzustellen, was nach Ansicht von Nick Lai, Analyst bei J.P. Morgan, ein wichtiger Katalysator für die Aktie sein kann.
Anleger müssen die Entwicklung allerdings genau verfolgen. Immer wieder betreten neue Wettbewerber das Spielfeld, wie zuletzt Huawai oder Xiaomi.
"Um an der Spitze zu bleiben, ist eine andere Mentalität erforderlich. Wenn man die Nr. 1 wird, ändert sich plötzlich das Mandat", sagte Yuqian Ding, Leiterin der HSBC Qianhai Securities. "Man wird sich selbst neu definieren - man wird einen Weg finden müssen, sich selbst zu schlagen", so die Expertin.
BYD deckt mit neuen Modellen neue Marktsegmente ab. Positiv auf die Verkaufszahlen sollte sich auch die Exportstrategie auswirken. Durch den Ausbau des Vertriebs auf dem Überseemarkt hat BYD seit Beginn des 2. Quartals 2022 den Markteintritt in 53 Ländern geschafft.
Die Lieferkette ist gleichzeitig auch das große Plus von BYD. Die Chinesen sind nicht auf andere Batteriehersteller angewiesen, sondern produzieren die Batteriezellen selbst. Die Blade-Battery wird auch an andere Hersteller geliefert. Zuletzt hat die Aktie ausgehend von der Marke von 200 Hongkong-Dollar wieder nach oben gedreht. Spannend sollte der Technologietag von BYD am 24. Januar werden.