Murray Auchincloss ist in seiner bisherigen Amtszeit nicht durch sonderliche Kreativität aufgefallen. Und daran dürfte sich voraussichtlich auch wenig ändern, wenn er morgen im Rahmen des Kapitalmarkttages von BP die neue Strategie vorstellen wird. So berichtet Reuters unter Berufung auf Insider, dass Auchincloss BP offenbar wieder zurück in die Vergangenheit führen möchte.
Demnach wird der ehemalige Finanzchef von BP morgen das Ziel aufgeben, die Kapazität der Erneuerbaren Energien zwischen 2019 und 2030 um das 20-fache auf 50 Gigawatt zu erhöhen. Zudem sollen die Investitionen in kohlenstoffarme Projekte deutlich gekürzt werden. Und womöglich könnten sogar Beteiligungen an Wind- und Solarparks veräußert werden. Das Geld soll dann vermutlich dafür genutzt werden, die Dividenden zu erhöhen und noch mehr Aktien zurückzukaufen.
Ganz klar, das Marktumfeld hat sich durch die Wiederwahl Donald Trump, ein Klimaskeptiker und klarer Befürworter fossiler Brennstoffe, verändert. Zudem drängt der aktivistische Investor Elliott Investment Management genau darauf: Um jeden Preis kurzfristige Renditen aus dem Unternehmen herauspressen.
Unter dem vorherigen BP-Vorstandschef Bernard Looney hatte sich BP im Jahre 2020 noch verpflichtet, die Öl- und Gasproduktion bis 2030 um 40 Prozent zu senken und als Ausgleich dazu das Engagement bei den erneuerbaren Energien kräftig auszubauen. 2023 wurde das Reduktionsziel dann auf 25 Prozent verringert.
Es regt sich Widerstand
Doch es regt sich auch Widerstand bei BP. So fordern 48 Investoren eine Aktionärsabstimmung über eine mögliche Abkehr von den Klimazielen, die Auchincloss vorantreibt. Das Schreiben, in welches das Wall Street Journal Einsicht hatte, ging an den Aufsichtsratsvorsitzenden Helge Lund. Im Jahre 2019 stimmten noch 99 Prozent des anwesenden Kapitals dafür, eine bindende Resolution zu unterstützen, wonach BPs Investitionen und seine Strategien mit den Zielen des Pariser Klimaabkommens vereinbar seien. Und im Rahmen der Hauptversammlung 2022 hatte eine Mehrheit dafür gestimmt, die CO2-Emissionen bis 2030 um 40 Prozent (im Vergleich zum Jahre 2019) zu verringern.
Es dürfte spannend werden, wer sich durchsetzt. BP lehnte indes auf Nachfrage eine Stellungnahme zu den Reuters-Meldungen ab. Morgen dürfte dann Klarheit herrschen. Verwunderlich wäre der Rückschritt in der Strategie jedenfalls nicht mehr. Bereits bei den vergangenen Quartalsergebnissen hatte Auchincloss immer wieder relativ ideenlos gewirkt. Der alleinige Fokus auf möglichst hohe Dividenden und Aktienrückkäufe zeigte eindeutig, dass er keinerlei langfristige Strategie verfolgt, sondern lediglich darauf schielt, die kurzfristigen Erträge so hoch wie möglich zu halten.
Ganz klar könnte sich eine auf kurzfristige Rendite getrimmte Strategie zunächst positiv auf den Aktienkurs auswirken. Und natürlich ist es auch durchaus möglich, dass Öl und Gas noch deutlich länger benötigt werden als man es sich bezüglich des Klimawandels eigentlich erhofft. Doch durch die zu einseitigen Investitionen in Öl und Gas ist ein Unternehmen dieser Größe einfach zu riskant aufgestellt. Denn schließlich will der Global Player BP auch in den kommenden Jahrzehnten zu den führenden Energiekonzernen zählen. Und diesbezüglich drohen die Briten deutlich den Anschluss an breiter positionierte Konkurrenten wie etwa TotalEnergies oder Shell zu verlieren. Nichtsdestotrotz gilt weiterhin: Wer bei der günstig bewerteten Dividendenperle an Bord ist, kann nach wie vor bleiben (Stoppkurs: 3,50 Euro).