Über Monate hinweg dürften sich die gebeutelten Anteilseigner von BP und Shell häufig gesagt haben: "Schon wieder!" Denn ab dem Sommer ging es gefühlt täglich weiter bergab mit den Kursen der beiden Energieriesen - nahezu ohne jegliche Gegenbewegung.
Auch heute dürften sich die Aktionäre ungläubig gefragt haben: "Schon wieder?" Denn beide Aktienkurse machen derzeit nur wenig Anstalten, eine aus charttechnischer Sicht eigentlich durchaus übliche Verschnaufpause einzulegen. So geht es im heutigen Handel erneut nach oben. Auch diesmal wieder angetrieben von einer robusten Ölpreisentwicklung.
So sind die Ölpreise im frühen Handel erneut gestiegen und haben damit an die Gewinne vom Wochenauftakt angeknüpft. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete am Morgen 46,58 Dollar. Das waren 52 Cent mehr als am Montag. Zeitweise wurde Nordseeöl bei 46,62 Dollar gehandelt und damit auf dem höchsten Stand seit Beginn der Corona-Krise im März. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg um 54 Cent auf 43,60 Dollar.
Am Markt wurden die steigenden Ölpreise vor allem mit der Aussicht auf eine schnelle Einführung wirksamer Corona-Impfstoffe erklärt. Mittlerweile wird mit dem Beginn von Impfungen bereits im Dezember gerechnet. Bisher konnte die Corona-Pandemie nur mit harten Einschränkungen des öffentlichen Lebens eingedämmt werden, die einen Rückgang der Nachfrage nach Treibstoffen und damit nach Rohöl zu Folge haben.
Außerdem verwiesen Marktbeobachter zur Begründung der Kauflaune am Ölmarkt auf den Beginn der Regierungsübernahme in den USA. Nach einer wochenlangen Hängepartie kann der Übergang zwischen der Regierung von Amtsinhaber Donald Trump und dem gewählten US-Präsidenten Joe Biden starten. Trump erklärte am Montagabend (Ortszeit) auf Twitter, er habe die Behörden und seine Mitarbeiter angewiesen, mit Biden zu kooperieren.
Das Marktumfeld für die Ölpreise sowie natürlich für Produzenten wie Shell und BP hellt sich weiter auf. Zudem liegen die Börsenwerte beider im kommenden Jahr voraussichtlich wieder hochprofitablen Konzerne immer noch unter deren Eigenkapital. Dennoch sollten Anleger immer auch die hohen Risiken bedenken, die ein Investment in Energieaktien derzeit mit sich bringen. Daher sollten beide Positionen unbedingt mit Stoppkursen abgesichert werden. Bei BP sollte dieser bei 2,10 Euro, bei Shell bei 11,10 Euro belassen werden.
Mit Material von dpa-AFX