Die europäischen Energieriesen BP, TotalEnergies und Shell scheffeln zwar weiterhin Tag für Tag üppige Gewinne, dennoch ist das Marktumfeld mittlerweile deutlich schwieriger geworden. Die Gaspreise sind in den vergangenen Monaten kräftig gesunken und auch die Ölpreise schwächeln weiter. Daher hat Goldman Sachs nun reagiert.
So hat die US-Investmentbank die Kursziele bei allen drei Dividendenperlen leicht gesenkt. So wurde der faire Wert bei BP von 700 auf 650 Britische Pence (umgerechnet 7,53 Euro) gesenkt. Dies liegt aber immer noch satte 42 Prozent über dem gestrigen Schlusskurs. Die Aktie bleibt daher auf der viel beachteten "Conviction Buy List". Bei Shell sehen die Experten jetzt noch Potenzial bis 3.900 Pence (zuvor 4.000 Pence). Hier lautet das Anlagevotum "Buy". Die Papiere von TotalEnergies werden hingegen lediglich mit "Neutral" eingestuft. Hier wurde das Kursziel von 70,00 auf 66,00 Euro verringert.
Hauptgrund für die niedrigeren Kursziele dürfte die aktuelle Ölpreisschwäche sein. So pendelt etwa WTI-Öl mittlerweile sogar wieder knapp unter der Marke von 70 Dollar. Im Verlauf der Handelswoche hielten sich die Ölpreise in einer engen Handelsspanne. Seit Mai bewegen sich die Notierungen für Rohöl aus der Nordsee zwischen 72 und 78 Dollar je Barrel und damit auf einem Niveau, das deutlich niedriger ist als zu Beginn des Jahres. Zuletzt bremste die Sorge vor den Folgen der steigenden Zinsen in vielen Industriestaaten die Ölpreise. Die Anleger befürchten durch die hohen Zinsen ein schwächeres Wirtschaftswachstum und damit eine geringere Nachfrage nach Rohöl auf dem Weltmarkt.
Im Verlauf der Handelswoche haben sich die Konjunktursorgen der Anleger nach Einschätzung von Marktbeobachtern verstärkt. In den vergangenen Handelstagen gab es zahlreiche Aussagen aus den Reihen der Europäischen Zentralbank, die auf weiter steigende Zinsen hindeuten. Auch US-Notenbankchef Jerome Powell hatte jüngst weitere Zinserhöhungen nicht ausgeschlossen.
Das Marktumfeld für die Energiekonzerne wird wieder etwas schwieriger, erhöhter Grund zur Sorge besteht jedoch nicht. Aufgrund der etwas schwachen Verfassung der Ölpreise und auch von Total oder BP drängt sich rein charttechnisch betrachtet aktuell kein Einstieg auf. Aber natürlich sind die aktuell günstigen Bewertungsniveaus der drei Dividendenperlen für langfristig orientierte Anleger nach wie vor sehr attraktiv. Wer investiert ist, bleibt dabei und belässt die Stoppkurse bei 20,50 Euro (Shell), 4,60 Euro (BP) beziehungsweise 46,00 Euro (TotalEnergies).
Hinweis auf Interessenkonflikte: Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: TotalEnergies.
Mit Material von dpa-AFX