Wohin steuert BP? Das Unternehmen, das unter den großen Ölkonzernen zunächst fast eine Art Vorreiterrolle beim Ausbau der Erneuerbaren Energien hatte, ist mittlerweile hinter Konkurrenten wie TotalEnergies zurückgefallen. Der neue CEO Murray Auchincloss würde gerne wieder verstärkt auf die Förderung von Öl und Gas setzen. Doch nun gibt es Gegenwind.
Und zwar nicht vom neuen Großaktionär Paul Singer, der kürzlich mit seinem Hedgefonds Elliott eingestiegen ist. Er fordert, dass der britische Energiekonzern kurzfristig so viel Geld wie möglich an die Anteilseigner ausschüttet. Es ist aber wohl fraglich, ob Singer mit seinen Forderungen tatsächlich eins zu eins durchkommt oder seine Pläne wie in der jüngeren Vergangenheit mehrfach geschehen nicht aufgehen.
Zumal sich nun eine Gruppe formiert, denen es wohl eher um die langfristige Wettbewerbsfähigkeit von BP geht und nicht nur um eine kurzfristige Renditemaximierung. So forderten 48 Investoren eine Aktionärsabstimmung über eine mögliche Abkehr von den Klimazielen, die Auchincloss vorantreibt. Das Schreiben, in das das Wall Street Journal (WSJ) Einsicht hatte, ging an den Aufsichtsratsvorsitzenden Helge Lund.
Denn mehrere Investoren sind besorgt wegen der Rücknahme des Ziels zur CO2-Reduzierung bis zum Ende des Jahrzehnts. So betonte Matt Crossman von Rathbones Investment Management, dass die Stimmen der Aktionäre gewahrt werden müssen. Schließlich hatten viele deshalb in BP investiert, weil sich das Unternehmen vor einigen Jahren noch als Vorreiter im Kampf gegen den Klimawandel positionierte.
Im Jahre 2019 stimmten 99 (!) Prozent des anwesenden Kapitals dafür, eine bindende Resolution zu unterstützen, wonach BPs Investitionen und seine Strategien mit den Zielen des Pariser Klimaabkommens vereinbar seien. Und im Rahmen der Hauptversammlung 2022 hatte eine Mehrheit dafür gestimmt, die CO2-Emissionen bis 2030 um 40 Prozent (im Vergleich zum Jahre 2019) zu verringern. Dieses Ziel wurde bereits auf nur noch 25 Prozent gesenkt.
Es dürfte spannend bleiben bei BP. Wie erwartet scheinen die langfristig orientierten Investoren wie etwa Versicherungen oder Pensionsfonds eher kein Interesse an kurzfristigen Ausschüttungen, sondern eher an einer langfristigen Wettbewerbsfähigkeit in einer sich ändernden Energiewelt zu haben. Die günstig bewertet Dividendenperle bleibt attraktiv (Stopp: 3,80 Euro).