Interessante Wendung: Der britische Konsumgüter-Hersteller Unilever hat den geplanten Verkauf seines Eiscreme-Geschäfts an Finanzinvestoren laut einem Pressebericht auf Eis gelegt. Stattdessen werde nun ein Börsengang der Sparte ins Auge gefasst, berichtete die "Financial Times" am Mittwochabend unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen.
Die Größe der Sparte sowie die komplexen Lieferketten hätten Finanzinvestoren zurückhaltend gestimmt. Experten hatten den Wert des Geschäfts demnach auf 10 bis 15 Milliarden Euro geschätzt.
Der Konzern hatte die Trennung von der Sparte im März angekündigt. Die Ausgliederung - also die Voraussetzung für einen Verkauf oder Börsengang - laufe nach Plan und solle bis Ende des Jahres abgeschlossen sein, hatte Unilever-Chef Hein Schumacher im Oktober gesagt. Das Speiseeis-Geschäft machte 2023 früheren Angaben zufolge einen Umsatz von 7,9 Milliarden Euro mit Marken wie Magnum und Ben & Jerry's. Konzernweit betrug der Umsatz im vergangenen Jahr 59,6 Milliarden Euro.
Der Verkauf ist Teil eines Umbauplans von Schumacher. Der seit Juli 2023 amtierende Unilever-Lenker will auch die Profitabilität steigern, unter anderem durch den Abbau von 7.500 Stellen weltweit.
Zwischen der Mutter Unilever und speziell der Tochter Ben & Jerry's gab es ohnehin immer wieder Streit, zuletzt wegen des Konflikts im Nahen Osten. So verklagte die Tochtergesellschaft kürzlich sogar Unilever, da versucht worden sei, die Äußerung der Unterstützung für palästinensische Geflüchtete, unterdrückt zu haben. Zudem soll der Vorstand damit gedroht, das Management des US-Eisproduzenten, der sich seit Gründung immer sozial engagiert hatte, zu verklagen.
Auch in den Vorjahren sorgten Konflikte innerhalb des Konzerns für Aufsehen. So etwa auch 2021. Damals kündigte Ben & Jerry’s an, kein Eis mehr im Westjordanland und in Ostjerusalem zu verkaufen, da die israelische Siedlungspolitik mit den Unternehmenswerten "unvereinbar" sei.
Der Börsengang der Eiscreme-Sparte könnte grundsätzlich den Geschmack der Marktteilnehmer treffen. Letztlich wird dies natürlich vor allem von den finanziellen Details abhängen. Die Aktie von Unilever bleibt indes eine unspektakuläre, aber dafür solide und dividendenstarke Depotbeimischung. Der Stoppkurs sollte bei 44,00 Euro platziert werden.
Mit Material von dpa-AFX
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