Die Krise des Luftfahrtriesen Boeing verschärft sich weiter: Nach zwei Flugzeugabstürzen mit insgesamt 346 Toten will nun die erste Airline einen milliardenschweren Großauftrag stornieren.
Viele Fluglinien weltweit lassen ihre Boeing 737 Max - ein recht neues Modell - nach den Abstürzen sicherheitshalber am Boden. Derzeit laufen internationale Untersuchungen, ob möglicherweise eine fehlerhafte Technik Grund für die Unglücke ist. Auch die Frage, ob bei der Zulassung der Flieger durch die US-Luftfahrtbehörde FAA alles mit rechten Dingen zuging, ist Gegenstand von Ermittlungen, in die sich jüngst auch die US-Bundespolizei FBI eingeschaltet haben soll.
Analysten bleiben gelassen
Bis zuletzt zeigten sich die meisten Experten noch relativ gelassen, was einen größeren Auftragsschwund für Boeing angeht. Die neue 737- Max-Serie sei "zu groß zum Scheitern", hieß es etwa bei den Analysten der Berenberg Bank. Boeings wichtigste Baureihe, die für knapp ein Drittel des Umsatzes und über 50 Prozent des Gewinns stehe, sei neben dem Airbus-Konkurrenzmodell A320 unerlässlich, um die große weltweite Nachfrage nach kleineren Passagierflugzeugen zu bedienen. "Es gibt keine sinnvolle Alternative für einen massenhaften Umstieg".
Doch der Druck auf Boeing wird zweifelsohne immer größer und weitere Stornierungen sind keineswegs auszuschließen. Es vergeht kaum ein Tag ohne neue Medienberichte, in denen im Zusammenhang mit dem Unglücksflieger 737 Max 8 heftige Vorwürfe gegen den Flugzeugbauer erhoben werden. In den USA prüft derzeit der Generalinspekteur des Verkehrsministeriums, ob die Maschinen mit der umstrittenen Steuerungssoftware MCAS überhaupt hätten zertifiziert werden dürfen. Diese Software gilt als mögliche, entscheidende Ursache beider Abstürze und Boeing will sie rasch überarbeiten.
Mit Material von dpa-AFX