Der europäische Bankensektor steht vor einer Konsolidierung. Wäre 2020 die Pandemie nicht ausgebrochen, hätte es sicher einige - auch grenzüberschreitende Fusionen - gegeben, der Krieg gegen die Ukraine sorgt erneut für Unruhe. Die Bereinigung der Branche wird aber kommen, die BNP Paribas ist schon in Lauerstellung.
Am Freitagnachmittag zogen die Papiere der französischen Großbank BNP Paribas an. Grund dafür sind jedoch nicht die Aussichten auf bald steigende Zinsen, sondern vielmehr heiße Übernahmegerüchte. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen berichtet, plant das Geldhaus einen Rivalen aus den Niederlanden zu schlucken.
Derzeit Fusion wohl kein Thema
Die Franzosen hätten jüngst mit der niederländischen Regierung über eine mögliche Übernahme der seit der Finanzkrise verstaatlichten ABN Amro Bank sprechen wollen, so die Insider. Allerdings habe die Regierung aktuell wohl kein Interesse an einem Komplettverkauf. Sie könnte vielmehr erwägen, Aktien am Markt zu veräußern, um Geld einzuspielen, aber auch eine gewisse Kontrolle über das Finanzinstitut zu behalten.
Verkauf sorgt für Milliardenregen
Auch auf die Commerzbank sollen die Franzosen schon länger ein Auge geworfen haben. Seit Jahren halten sich hartnäckige Gerüchte. Tatsächlich ist die BNP derzeit in einer sehr guten Ausgangssituation für Übernahmen. Die breit diversifizierte Universalbank hat die Folgen der Pandemie bisher gut gemeistert und wird Ende des Jahres die US-Tochter BancWest für mehr als 14 Milliarden Euro verkaufen.
Dafür will die Bank das Geld eigentlich verwenden
Neben milliardenschweren Aktienrückkufen soll das Kapital für die IT-Systeme und Technologie-Investitionen verwendet werden. Es liegt aber auch nahe damit teilweise eine Übernahme zu finanzieren. Zumal mit dem umgekehrten Goodwill – dem Badwill – seit kurzem ein attraktives Instrument in der Eurozone für Übernahmen in der Bankenbranche genutzt werden kann. Damit kann bei unter Buchwert notierenden Konzernen Eigenkapital bei einer Fusion angerechnet werden.
Die Aktie gehört zusammen mit der Deutschen Bank zu den sehr günstig bewerteten Titeln der Branche. Das 2022er-KGV liegt bei knapp unter 6, das Kurs-Buchwert-Verhältnis(KBV) erreicht 0,51. Beides liegt unter dem Schnitt der Peers: KGV von 8 und KBV von 0,68.
Die Aktie steht derzeit am GD200 bei 46,37 Euro. Dort müsste die Notierung nun drehen, um ein positives Signal zu senden. Operativ sollten steigende Zinsen im laufenden Jahr die Erlöse anschieben, die bestehenden Übernahme-Fantasien sollten ebenfalls positiv auf den Kurs wirken. Anleger greifen zu und beachten den Stopp bei 35,50 Euro.
Mit Material von dpa-AFX.