Der Autobauer BMW hat im abgelaufenen Jahr dank Preiserhöhungen und der Verschiebung der Nachfrage hin zu teureren Modellen profitabler gearbeitet. Dabei gaben investierten die Bayern mehr und steckten auch mehr Geld in Forschung und Entwicklung. Einen Ausblick auf das neue Jahr blieb der Dax-Konzern zunächst schuldig. In der Branche hatte sich zuletzt angedeutete, dass sich das Umfeld angesichts hoher Zinsen und einer schwierigen Wirtschaftslage eintrübt. Die Aktie schwankte deutlich und verlor zuletzt 1,9 Prozent.
Während der Umsatz 2023 dank des gestiegenen Absatzes insgesamt um 9,0 Prozent auf 155,5 Milliarden Euro kletterte, legte das operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern stärker zu - um fast einem Drittel auf 18,5 Milliarden Euro, wie der Dax-Konzern am Donnerstag in München mitteilte. Dazu trugen auch Übernahmeeffekte bei.
Die operative Marge im Automobilbau, der wichtigsten Sparte, stieg um 1,2 Prozentpunkte auf 9,8 Prozent. Analysten hatten mit einem noch etwas besseren Wert gerechnet. BMW sprach von einem saisonal bedingt stärker durch Kosten belasteten Schlussquartal. Im Finanzdienstleistungsgeschäft belasteten sinkende Wiederverkaufspreise von Leasingrückläufern. Der Trend zu weniger guten Vermarktungserlösen für Gebrauchtwagen dürfte sich 2024 fortsetzen, hieß es.
Unter dem Strich ging der Überschuss um ein gutes Drittel auf 12,2 Milliarden Euro zurück. Zwar habe das operative Ergebnis (Ebit) auf Konzernebene im vierten Quartal die Konsensschätzung um 11 Prozent übertroffen, schrieb Jefferies- Analyst Philippe Houchois in einer ersten Reaktion am Donnerstag. Im Autogeschäft habe das Unternehmen beim Ebit aber schwächer abgeschnitten als erwartet. Der Free Cashflow in diesem Bereich hingegen liege deutlich über der Markterwartung. Sein Kursziel lautet 110 Euro.
BMW rüstet sich derzeit für eine neue Fahrzeuggeneration mit vollelektrischem Antrieb, die sogenannte "Neue Klasse". Dafür nehmen die Bayern viel Geld in die Hand. Insgesamt legten die Investitionen um 8,5 Prozent auf 8,8 Milliarden Euro zu. Die Kosten für Forschung und Entwicklung zogen gar um knapp 14 Prozent auf 7,5 Milliarden Euro an.
"Wir investieren umfassend in innovative Technologien und in die Elektrifizierung und Digitalisierung unserer Produkte und Werke", sagte Finanzchef Walter Mertl laut Mitteilung. Einen konkreten Ausblick auf die Geschäfte des laufenden Jahres dürfte der Konzern in einer Woche am 21. März auf der Jahrespressekonferenz vorstellen.
Analyst Pal Skirta vom Bankhaus Metzler lobte zuletzt die BMW-Strategie und stufte die Aktie von "Hold" auf "Buy" nach oben. Das Kursziel wurde von 110 auf 130 Euro angehoben. Das Jahr 2024 dürfte für alle deutschen Autobauer ein Übergangsjahr werden, mit im Endeffekt keinem Wachstum und Margen auf Vorjahresniveau, schrieb Skirta. Das übergreifende Thema dürfte der Wandel in Richtung Elektromobilität sein, wobei die Politik angesichts der Konkurrenz aus China Bereitschaft zur Unterstützung signalisieren könnte. Skirta verwies bei BMW unter anderem auf die technologieunabhängige, zweigleisige Strategie von BMW, die eine höhere Flexibilität ermögliche.
In der Vergangenheit wurde BMW-Chef Oliver Zipse oftmals wegen seiner zögerlichen Haltung im Hinblick auf die Transformation Richtung Elektromobilität kritisiert. BMW liess sich immer wieder ein Hintertürchen offen. Die Münchner sind aktuell der einzige Konzern, der sich offen dazu bekennt, sowohl an der Weiterentwicklung der Verbrennungsmotoren, als auch an Wasserstoff- und Elektroautos zu arbeiten.
BMW verdoppelt den Absatz von Elektroautos jedes Jahr. Mit dem Roll-out der Neuen Klasse wird BMW einen Technologiesprung vollziehen. Einziges Manko: Auch BMW hat in China Schwierigkeiten. BMW ist zwar im Reich der Mitte nicht im Massenmarkt wie etwa Volkswagen positioniert – dennoch bekommen auch die Münchner die immer stärkere Konkurrenz von BYD, Nio oder Li Auto zu spüren.
Die Aktie liegt im laufenden Jahr mit rund 10 Prozent vorne. Wird der Widerstand bei 112,60 Euro genommen, ist das Allzeithoch die nächste Zielmarke. Diese liegt bei 123,00 Euro.
(Mit Material von dpa-AFX).