BMW fuhr im dritten Quartal mehr Umsatz und Gewinn ein als erwartet. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern legte im Jahresvergleich trotz des höheren Anteils noch nicht so lukrativer Elektroautos um 18,2 Prozent auf 4,35 Milliarden Euro zu. Der Umsatz kletterte um 3,4 Prozent auf 38,5 Milliarden Euro. Die viel beachtete operative Marge im Kerngeschäft mit dem Autobau stieg um fast einen Prozentpunkt auf 9,8 Prozent.
Der Autobauer habe ein unspannendes Quartal hinter sich, schrieb Analyst George Galliers in einer Studie. Noch ändere die gegen den Trend beeindruckende Entwicklung der Elektroauto-Sparte seine grundlegende Einschätzung zur Aktie aber nicht. Sein Kursziel nahm der Experte um einen Euro auf 119 Euro zurück.
Allen voran hoben viele Experten die Entwicklung der Elektroauto-Sparte hervor. Der Anteil der Vollelektromodelle stieg im dritten Quartal deutlich von 8,9 Prozent ein Jahr zuvor auf 15,1 Prozent. Vor allem die Batteriemodelle i4 und iX liefern hier Wachstum.
BMW will dieses Jahr 15 Prozent seiner Autos mit E-Antrieb verkaufen. 2026 sollen es 33 Prozent sein.
"Zu verzettelt, zu viel Geld wird da verpulvert, und zu klobige Autos werden da gebaut."
Zukunftsforscher und Auto-Experte Mario Herger jedoch kritisiert die zögerliche Haltung des Managements.
„Speziell die Elektroautoabsätze wachsen sehr stark, sie verdoppeln sich jährlich. Deshalb verstehe ich den Vorstand nicht, aus dessen Kreisen regelmässig Zweifel an der Elektromobilität bekundet werden und der gleichzeitig die Entwicklung von drei unterschiedlichen Antriebsstrangsystemen – Elektro, Verbrenner, Wasserstoff – plus eFuels immer noch als die richtige Vorgehensweise sieht. Zu verzettelt, zu viel Geld wird da verpulvert, und zu klobige Autos werden da gebaut“, sagt Herger gegenüber dem AKTIONÄR.
Vielleicht kann der Start der „Neuen Klasse" im Jahr 2025 Zukunftsforscher Herger überzeugen. Mit Software-Baukästen für Antrieb, Fahrwerk, Bordnetz und Fahrassistenz zum Beispiel spart die neue Fahrzeuggeneration Kabelstränge, Gewicht und Geld.
Mit der Neuen Klasse will BMW Margen auf dem Niveau der Verbrennermodelle erzielen. Dafür steckt BMW viel Geld in die Entwicklung der Modelle und in die Technik.
Mit dem Roll-out der „Neuen Klasse“ wird BMW einen Technologiesprung vollziehen. Einziges Manko: Die Modellreihe kommt erst 2025. Hinzu kommt: BMW ist in China nicht im Massenmarkt wie etwa Volkswagen positioniert – dennoch bekommen auch die Münchner die immer stärkere Konkurrenz von BYD, Nio, Xpeng und Li Auto zu spüren und geben bereits jetzt auf ihre E-Autos im Reich der Mitte großzügige Rabatte.
Die Aktie hat zuletzt von rund 112 Euro bis auf 87 Euro korrigiert. Durch die guten Zahlen und den soliden Ausblick hat sich das Papier wieder etwas erholt. Anleger bleiben investiert.