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08.07.2017 Nikolas Kessler

Blue Apron schmiert nach IPO ab – Gefahr für Rocket-Beteiligung Hello Fresh?

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Nicht nur der Börsengang des Kochboxen-Lieferanten Blue Apron in der Vorwoche war ein großer Flop – auch die Bilanz nach der ersten Handelswoche fällt ernüchternd aus. Für Börsenguru Jim Cramer ist klar: Das Unternehmen hat viel zu spät den Sprung aufs Parkett gewagt.

Die Aktie von Blue Apron ist seit dem Börsengang am 29. Juni heftig unter Druck – nach rund einer Woche steht ein Minus von fast 25 Prozent zu Buche. Und das, obwohl die Papiere mit einem IPO-Preis von 10,00 Dollar ohnehin zu einem wesentlich niedrigeren Preis als zunächst geplant angeboten wurden, denn anfangs lag die Preisspanne bei 15 bis 17 Dollar.

In seiner Show „Mad Money“ bei CNBC geht Jim Cramer der Sache auf den Grund und identifiziert dabei vor allem zwei Probleme: Zum einen ist da die harte Konkurrenzsituation, wobei Blue Apron mit seinen vorportionierten Kochboxen in den USA nicht nur mit einer Vielzahl von direkten Konkurrenten wie Hello Fresh, Munchery oder Plated zu kämpfen hat, sondern auch mit dem klassischen Lebensmittelhandel, der in immer größerem Umfang ebenfalls mit Lieferangeboten um die Gunst der Kunden buhlt.

Dass kurz vor dem Börsengang auch noch Amazon mit einem 13,7 Milliarden Dollar schweren Übernahmeangebot für die Supermarktkette Whole Foods vorgeprescht ist, hat den Druck zusätzlich erhöht. Man muss schließlich kein Hellseher sein um zu erkennen, dass der E-Commerce-Riese damit in großem Stil den Lebensmittelmarkt aufrollen will.

Höhepunkt bereits erreicht?

Darüber hinaus ist Blue Apron nach Cramers Einschätzung auch noch viel zu spät dran mit dem Börsengang. Im letzten Jahr konnte das Unternehmen noch mit sattem Wachstum glänzen – der Umsatz ist 2016 im Vergleich zum Vorjahr um 133 Prozent auf 795 Millionen Dollar gestiegen. „Jahrelang konnte sich das Unternehmen mit fantastischen Margen von traditionellen Lebensmittelhändlern mit hauchdünnen Margen absetzen“, so der Experte.

Doch im laufenden Jahr schwäche sich die Dynamik bereits ab. So habe sich das Umsatzwachstum im ersten Quartal 2017 verlangsamt und die Marge sei von 33 auf 31,2 Prozent gesunken. „Man muss sich fragen, ob der Höhepunkt nicht schon im letzten Jahr erreicht wurde“, sagt Cramer.

Gleichzeitig müsse mit zunehmender Größe auch immer mehr für Marketing, Technologie und Produkte investiert werden. Letztlich steckt das Unternehmen in der Zwickmühle: Solange die Kosten immer schneller steigen, könne das Unternehmen nicht profitabel werden. Doch wenn Blue Apron die Ausgaben drosselt, werde man von der Konkurrenz überrollt. „Das ist nicht nachhaltig“, so Cramers Urteil.

Negatives Signal für Rocket-Beteiligung Hello Fresh

Auch hierzulande hat der verkorkste Börsengang von Blue Apron konkrete Auswirkungen, nämlich auf die Aktie von Rocket Internet. Deren Beteiligung Hello Fresh verfolgt ein beinahe identisches Geschäftsmodell und gilt nach dem erfolgreiche Delivery-Hero-IPO in der Vorwoche als heißester Börsenkandidat im Rocket-Kosmos.

Allerdings steht Hello Fresh bei Umsatzwachstum und EBITDA-Marge sogar noch etwas schlechter da als der US-Konkurrent Blue Apron – obwohl die Berliner ihren Umsatz 2016 um satte 96 Prozent auf 597 Millionen Euro steigern und die operativen Verluste senken konnte. Gemessen am Verhältnis der jeweiligen Bewertung bei der letzten Finanzierungsrunde und dem 2016er-Umsatz war Blue Apron laut einer Berechnung von CB Insights mit einem Multiple von 2,51 zuletzt auch noch günstiger als Hello Fresh (3,2x).

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Ob Hello Fresh unter diesen Vorzeichen tatsächlich wie bisher spekuliert noch in diesem Jahr den Börsengang wagen wird, ist daher fraglich. Das Unternehmen erwirtschaftet rund die Hälfte des Umsatzes in den USA und steht daher unter demselben Konkurrenzdruck wie Blue Apron. Der Spielraum für eine höhere Bewertung als die bisherigen rund zwei Milliarden Euro scheint daher begrenzt.

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Rocket-Aktie ausgestoppt

Bei den Aktionären von Rocket Internet hat jedenfalls die Sorge vor dem Scheitern eines möglichen Hello-Fresh-IPOs die Freude über den erfolgreichen Börsengang der Beteiligung Delivery Hero überschattet. Die Rocket-Aktie hat ihre jüngste Talfahrt daraufhin beschleunigt und wurde dabei am Donnerstag ausgestoppt.

Cramers Rat bezüglich Blue Apron lautet übrigens, nicht in Panik zu verfallen und an der Seitenlinie zu bleiben – vielleicht wendet sich das Blatt ja irgendwann.

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