Die Aktie von Biotest hat in den vergangenen Tagen deutlich an Fahrt gewonnen und ist über das erst Ende Januar dieses Jahres markierte Allzeithoch nach oben ausgebrochen. Die neue Rekordmarke liegt nun bei 112,50 Euro. Mit dem Ausbruch ist der Aktie ein neues Kaufsignal gelungen. Noch nicht investierte Anleger sollten jetzt zugreifen. Doch was macht ein Investment in Biotest so interessant?
Aussichtsreiche Forschungsfelder
Bei Biotest dreht sich vieles um das Thema Blut. Blut kann Leben retten! So oder so ähnlich kann man es häufig bei den verschiedenen Blutspende-Diensten lesen. Und tatsächlich – bei großen Blutverlusten beispielsweise nach Unfällen oder bei Operationen sind Patienten auf Bluttransfusionen angewiesen. Doch Blut kann weitaus mehr. Ein Teil des Blutplasmas wird im tiefgefrorenen Zustand an pharmazeutische Unternehmen geliefert und dort zur Herstellung lebensrettender Medikamente verwendet wie Gerinnungspräparate für Bluter, Medikamente für Intensivpatienten und Mittel gegen schwere Infektionen.
Im Blut zirkulieren mit Immunglobulinen, auch Antikörper genannt, lebenswichtige Eiweiße, die vielfältige Aufgaben erfüllen. Diese sind ein enorm wichtiger Bestandteil unseres Immunsystems. Der im menschlichen Blut vorherrschende Antikörpertyp ist das Immunglobulin G (IgG). Zu seinen wichtigsten Aufgaben gehört das Abfangen von in den Körper eingedrungenen Viren, Bakterien, von bakteriellen Stoffwechselprodukten und von Stoffen, die während einer Entzündung im Körper oder bei der Zerstörung von Zellen entstehen. Für die Behandlung von Patienten mit einem angeborenen oder erworbenen Antikörpermangel, aber auch für Patienten mit Autoimmunerkrankungen werden hoch dosierte intravenöse Immunglobulinpräparate (IVIG) in Form von Antikörperkonzentraten eingesetzt. Experten rechnen mit einem weiteren deutlichen Wachstum dieses Marktes bis 2020 um fast 50 Prozent.
Genau dieser wachstumsträchtige Spezialbereich ist ein zentraler Punkt der Forschungsarbeiten von Biotest. Das Unternehmen hat aber noch weitaus mehr zu bieten.
Bedeutendes Jahr für die Pipeline
Biotest ist ein nahezu einzigartiger „Zwitter“ zwischen einem Pharma- und einem Biotherapeutika-Unternehmen. Im Segment Pharma entwickelt und vermarktet Biotest die angesprochenen Immunglobuline, Gerinnungsfaktoren und Albumine, die auf Basis menschlichen Blutplasmas produziert werden.
Im Segment Biotherapeutika entwickelt Biotest monoklonale Antikörper, unter anderem in den Indikationen Rheuma und Blutkrebs. Dieses ist auf drei Indikationsgebiete aufgeteilt: Hämatologie, klinische Immunologie und Intensivmedizin. In der Hämatologie beispielsweise sind Indatuximab Ravtansine (BT-062), in der Immunologie etwa Tregalizumab (BT-061) sowie die Hepatitis-Präparate Civacir und Fovepta und in der Intensivmedizin das IgM-Konzentrat und Fibrinogen wichtige Grundpfeiler für zukünftiges Wachstum.
Und schon bald wird es hier richtig interessant. Bereits im zweiten Quartal 2015 werden wichtige finale Phase-II-Studienresultate für Tregalizumab (BT-061) und Indatuximab Ravtansine (BT-062) erwartet. In einem klinischen Test mit BT-062 gegen die Blutkrebsart Multiples Myelom hat der Antikörper nachweisbar bei einigen Patienten positiv gewirkt, teilte Biotest Ende vergangenen Jahres mit. Zum Teil sei der Krebs zurückgedrängt worden. Biotest prüft das Mittel in Kombination mit zwei weiteren Arzneien an Patienten, bei denen vorangegangene Behandlungen nicht erfolgreich waren. Das Biotest-Präparat zeichnete sich außerdem durch eine gute Verträglichkeit aus. Den beiden Produktkandidaten wird absolutes Blockbuster-Potenzial mit Spitzenumsätzen von mehr als einer Milliarde Euro eingeräumt. Sollten es beide Projekte bis zur Markteinführung schaffen, würde allein dies für die kommenden Jahre ein Potenzial für die Aktie von fast 200 Prozent bedeuten. Und auch das ist noch nicht alles.
Hepatitis-C-Mittel auf der Zielgeraden
Besonders aussichtsreich ist zudem das Hepatitis-C-Mittel Civacir. Biotest ist der einzige Hersteller eines Hepatitis-C-Immunglobulin-Prüfpräparats weltweit. In der derzeit laufenden Phase-III-Studie wird Civacir bei Patienten geprüft, bei denen infolge einer chronischen Hepatitis-C-Infektion eine Lebertransplantation erforderlich war.
Eine Lebertransplantation ist häufig die einzige Therapiemöglichkeit bei Leberinsuffizienz im Endstadium infolge einer Infektion mit dem Hepatitis-C-Virus (HCV). Allerdings kommt es aufgrund von Hepatitis-C-Viren, die sich immer noch im Körper des Patienten befinden, rasch zu einer Re-Infektion der frisch transplantierten Leber.
Im Moment gibt es keine anerkannte Behandlung zur Verhinderung dieser Re-Infektion mit dem Hepatitis-C-Virus nach der Operation. Rund ein Drittel der Patienten benötigt bereits innerhalb von fünf Jahren eine erneute Lebertransplantation.
Bislang wurde bei keinem der Patienten in der mit der höheren Dosierung behandelten Gruppe eine HCV-Re-Infektion festgestellt. Bei den Teilnehmern in der Kontrollgruppe betrug die HCV-Re-Infektionsrate dagegen 35 Prozent. „Die aktuellen Daten sind sehr vielversprechend und wir hoffen, dass sich die vorgestellten Daten nach Abschluss der Studie in der Endauswertung bestätigen werden“, so der Vorstand der Biotest AG.
Starke Performance
Und das sind nur einige Projekte, die Biotest derzeit erforscht. In jedem Fall ist das Unternehmen bestens aufgestellt, um die Wachstumsgeschichte der vergangenen Jahre auch in Zukunft fortschreiben zu können. Allein im vergangenen Jahr ist der Umsatz vorläufigen Zahlen zufolge um mehr als 16 Prozent auf 582 Millionen Euro geklettert. Damit hat die Gesellschaft die eigene Zielvorgabe von plus sieben Prozent klar übertroffen. Insbesondere im Nahen und Mittleren Osten konnte Biotest erfolgreich Marktanteile gewinnen. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) traf mit 53,4 Millionen Euro exakt die Erwartungen. Zur Veröffentlichung der endgültigen Jahresergebnisse 2014 am 24. März 2015 will das Management einen detaillierten Ausblick für das laufende Geschäftsjahr geben.
Es ist also kein Wunder, dass auch die Aktie von Biotest in den vergangenen Jahren dementsprechend gut gelaufen ist. Im 10-Jahres-Vergleich hat sich das Papier mehr als verachtfacht, während der SDAX gerade einmal eine Verdopplung geschafft hat. Und auch im laufenden Jahr geht die starke Entwicklung der Biotest-Aktie weiter. Seit dem Jahresbeginn liegt das Papier erneut deutlich im Plus.
Geheimer Wachstumsspezialist
Trotz aller Erfolge und trotz der hervorragenden Entwicklung gilt das Papier am Kapitalmarkt nach wie vor als eine Art Geheimtipp. Anleger sollten die Chance nutzen und in einen höchst aussichtsreichen Pharma- und Biotech-Titel investieren. Die in den kommenden Monaten erwarteten Studienresultate könnten die Aktie bereits wieder gehörig anfeuern. Angesichts der enormen Wachstumschancen ist das Papier noch nicht zu teuer.