Omikron verbreitet sich wie ein Lauffeuer – und doch crasht die Aktie des Impfstoffherstellers BioNTech weiter. Am Montag verliert der Titel im vorbörslichen US-Handel zwei Prozent. Ganz offensichtlich hakt die Börse die Pandemie ab und klammert dabei aus, dass Corona immer noch ein Risiko darstellt.
Nach Einschätzung der WHO könnte Europa nach der aktuellen Infektionswelle aus der Pandemie raus sein. „Es ist plausibel, dass die Region sich auf eine Endphase der Pandemie zu bewegt“, so der Europa-Chef der WHO, Hans Kluge, zur Nachrichtenagentur AFP.
Allerdings mahnte Kluge wegen möglicher weiterer Mutationen des Coronavirus zur Vorsicht.
Auch der Virologe Christian Drosten warnte vor übertriebenem Optimismus. Zum Deutschlandfunk sagte er, es sei keinesfalls sicher, dass Omikron in abgemildertem Zustand bleibe.
Es könne ein Virus entstehen, das einerseits „das Spike-Protein des Omikron-Virus trägt, um weiterhin diesen Immunvorteil zu genießen, aber den Rest des Genoms des Delta-Virus hat“.
Damit ist klar: Das Thema Impfungen – womöglich noch über einen längeren Zeitraum – bleibt auf dem Tisch. Vor allem, wenn die Impfpflicht kommt. Die Virologin Melanie Brinkmann hat vorgeschlagen, in Deutschland alle Menschen über 50 Jahren zu impfen. Wird das in der EU Standard, würde dies 190 Millionen Menschen betreffen.
Hinzu kämen noch viele Millionen Menschen in anderen Ländern in dem Alter. Aber auch etliche jüngere Menschen würden sich regelmäßig eine Impfauffrischung abholen, auch wenn Omikron insgesamt deutlich weniger Schaden anrichtet als Delta.
Die Grundimmunisierung mit Auffrischimpfung schützt nach wissenschaftlichem Konsens zwar bei Omikron nicht unbedingt vor Ansteckung, aber zuverlässig vor schweren Verläufen. Laut Christian Karagiannidis, wissenschaftlicher Leiter des Divi-Intensivregisters, sind in den USA derzeit etwa 90 Prozent der Corona-Patienten ungeimpft.
„Das ist sicher die Risikogruppe, bei der auch Omikron einen schweren Verlauf nehmen kann“, so der Intensivmediziner.
Die Impfungen gegen Corona dürfte noch längere Zeit eine verlässliche Einnahmequelle für BioNTech bleiben, allerdings mit abnehmender Tendenz. 2023 wird das Unternehmen laut den Analysten elf Milliarden und 2024 6,2 Milliarden Euro erlösen. Zunehmend in den Fokus sollte die Frage geraten, welche Rolle BioNTech beim Kampf gegen andere Infektionskrankheiten, gegen Krebs und gegen Autoimmunkrankheiten spielen kann. Und hier stehen die Chancen definitiv gut, wie die Vorstände Özlem Türeci und Uğur Şahin in einem Interview mit der FAZ erklärten. Für Langfrist-Anleger bleibt BioNTech ein Top-Investment.
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