Bahnt sich hier eine Übernahmeschlacht an? Der Bergwerksriese Anglo American hat die Offerte seines Rivalen BHP Group abgelehnt – und zwar mit klaren Worten. So begründet das Management des britischen Konzerns die Absage mit "gravierenden Bedenken". Der Vorstoß des Minenriesen sei "opportunistisch" und sei nicht attraktiv für die Anglo-American-Aktionäre.
"Die vorgeschlagene Struktur ist zudem äußerst unattraktiv und führt zu erheblicher Unsicherheit und einem Risiko, das fast vollständig von Anglo American getragen wird", hieß es weiter in der am Freitag in London veröffentlichten Begründung von Anglo American.
BHP hatte am Vortag bestätigt, Mitte April mit einem entsprechenden Vorschlag an Anglo American herangetreten zu sein. Der Konzern würde in einem reinen Aktientauschgeschäft knapp 0,71 eigene Aktien je Anglo-American-Papier bieten. Damit würde der Bergbaukonzern mit rund 31 Milliarden britischen Pfund (umgerechnet etwa 36 Milliarden Euro) bewertet. Voraussetzung des Angebots sei dabei, dass Anglo American zunächst seine südafrikanischen Geschäfte mit Platin und Eisenerz abspalte. Die Beteiligungen an Anglo American Platinum und Kumba Iron Ore sollten dabei an die Aktionäre von Anglo American weitergereicht werden.
Es dürfte spannend werden, wie nun BHP vorgehen wird. Ein höheres Angebot wäre aus finanzieller Sicht für den Bergbauriesen durchaus zu stemmen. Und die Übernahme von Anglo American wäre für die BHP Group sicherlich mittel- bis langfristig sinnvoller als stetig nur neue Aktienrückkaufprogramme aufzulegen. Schließlich könnte man sich durch den von Anglo etwas von Eisenerz, Kohle und Kupfer diversifizieren. Die aktuell noch relativ günstige Bewertung sowie die 85-prozentige Beteiligung an De Beers machen Anglo attraktiv. Wer bei der BHP-Aktie investiert ist, sollte den Stoppkurs weiterhin bei 23,00 Euro belassen.
Bei Anglo können Mutige nach wie vor zugreifen, der Stoppkurs kann nun auf 22,00 Euro nachgezogen werden.
Mit Material von dpa-AFX