Facebook hat heute seine Pläne der hauseigenen Kryptowährung Libra vorgestellt. Dabei haben die US-Amerikaner sehr ehrgeizige Pläne, immerhin möchte man die Art und Weise verändern, wie Menschen sich weltweit Geld zusenden. Besonders spannend ist die neue Facebook-Tochter Calibra, die an einem eigenen Wallet arbeitet. Sind die Tage des Platzhirschen Bitcoin nun gezählt?
Stabiler als Bitcoin
Schon in der ersten Jahreshälfte 2020 soll die Kryptowährung an den Markt kommen. Zuständig dafür ist die Non-Profit Organisation Libra Association, mit ihrem Hauptsitz in Genf. Im Gegensatz zu den hochvolatilen Kryptowährungen wie Bitcoin und Co. soll Libra ein sogenannter Stable-Coin werden, der an einen Korb staatlicher Währungen gekoppelt ist. „Wenn man für 50 Dollar Libra kauft, dann fließen genau 50 Dollar in die Libra Reserve“, erklärte David Marcus, Chef der Calibra Division.
Zudem wird die Libra Blockchain open-source sein. Das bedeutet jeder kann Apps programmieren, die die Kryptowährung benutzen. Marcus gab in einem Interview mit CNBC bekannt, dass er davon ausgehe, dass es insbesondere in den Emerging Markets bald schon Anbieter gäbe, die Bargeld gegen Libra-Coins eintauschen würden.
Hier geht es zur offiziellen Pressemitteilung.
Wer arbeitet noch mit am Projekt?
Bis zum Start im nächsten Jahr möchte man mehr als 100 Unternehmen und Organisationen als Partner gewinnen. Alle Mitglieder werden als sogenannte „Nodes“ einen Part bei der Validierung der Transaktionen übernehmen. Namhafte Unternehmen wie Paypal, Visa, ebay, Uber und Spotify sind bereits an Bord.
Quelle: Bloomberg
Calibra
Bei Calibra handelt es sich um ein digitales Wallet, welches in den Messenger und in Whatsapp integriert wird. Das Wallet ermöglicht dem Nutzer die sichere Verwahrung von Libra-Coins. Während die Nutzung für den Normalkunden kostenlos bleibt, sollen für Händler leichte Gebühren anfallen. Darüber hinaus kündigte Calibra an, dass es für alle, die der Facebook Wallet aus Sicherheitsbedenken nicht trauen würden, auch noch andere Zugänge zur Kryptowährung geben wird. „Facebook wird keine speziellen Privilegien oder Wahlrechte genießen. Wir werden Wettbewerber, die an alternativen Wallets arbeiten auf der Plattform zulassen“, bekundete Marcus gegenüber Bloomberg.
Facebooks langfristiges Ziel ist es sicherlich, dass die Kunden längere Zeit auf der Plattform verbringen. Je einfacher es wird, Dinge der Unternehmen zu kaufen, die auf Facebooks Plattformen Werbung schalten, desto lukrativer ist eine dort annoncierte Werbung für den Social Media-Konzern.
Letzte Hürde: Regulierung
Letztes Hindernis vor der Einführung sind die regulatorischen Anforderungen. In jüngster Vergangenheit hatte die SEC dutzende Unternehmen dicht gemacht, die ihre eigenen Tokens ohne vorherige Autorisierung auf den Markt gebracht hatten.
Die Einführung kommt zudem zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt. Vor wenigen Wochen wurden immer mehr Stimmen aus den Reihen der Demokraten laut, die eine Aufspaltung der großen Tech-Firmen forderten.
Bitcoin vs. Libra
Der Vergleich zwischen Libra und Bitcoin beruhte bislang auf der Tatsache, dass beide als Medium-of Exchange (Tauschmittel) betrachtet wurden. Wird nun der Blickwinkel verändert und die beiden Kryptowährungen als Store-of-Value (Wertaufbewahrungsmittel) verglichen, sieht es etwas anders aus. Da der Bitcoin nicht an den US-Dollar gebunden ist, eignet er sich besser als Wertanlage.
Was bedeutet das für die Aktie?
Eins ist klar: Bei rund 2,4 Milliarden monatlichen Nutzern besteht grundsätzlich ein gewaltiges Adaptionspotenzial. Ohne Zweifel möchte Facebook, dass Libra sich als neue globale Währung etabliert. Als einer der ersten FANG-Konzerne traut sich Facebook auf das Spielfeld der Kryptowährungen, das bislang von Bitcoin und Co. dominiert wurde. Mit David Marcus hat man zudem einen erfahrenen Mann an der Spitze des Projektes. Vor seiner Tätigkeit bei Facebook war er unter anderem Präsident bei Paypal. Der Kurs reagierte in den letzten Tagen sehr positiv auf die Ankündigungen. Die Facebook-Aktie ist eine laufende Empfehlung des AKTIONÄR.
Gegenüber dem Bitcoin ist DER AKTIONÄR auf lange Sicht ebenfalls optimistisch eingestellt. Jedoch sollten Anleger hier die enorm hohe Volatilität und das damit verbundene Risiko eines Totalverlustes beachten.
Hinweis auf Interessenkonflikt:
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die durch die Publikation etwaig resultierende Kursentwicklung profitieren: Bitcoin, Facebook.
Der Autor Nicola Hahn hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die durch die Publikation etwaig resultierende Kursentwicklung profitieren: Bitcoin.