Um uns herum sprießt derzeit ein Problem, eine Gefahr und eine schlechte Nachricht nach der anderen aus dem Boden. Dem DAX ist das egal, die 20.000 stehen. Wie geht es weiter?
Wir sind wieder da!“ Mit diesen Worten habe ich mein Editorial von letzter Woche geschlossen. Nach kurzer Abstinenz ist DER AKTIONÄR mit dieser Ausgabe wieder „am Kiosk“. Ob im Supermarkt oder an der Tankstelle, am Bahnhof oder am Flughafen – Sie finden uns dort, wo Sie sich aktuelle Informationen und interessante Lektüre wünschen.
Welche Situation finden wir vor? Der DAX hat die magische Marke von 20.000 Punkten ohne große Aufregung noch im Jahr 2024 überschritten. Es war zuletzt keine Frage mehr des „Ob“, sondern nur noch des „Wann“. Die Umstände sind allerdings bemerkenswert.
Zum einen haben wir keine Euphorie im Markt. Das ist gut. Der legendäre Sir John Templeton hat einmal gesagt: „Bullenmärkte werden im Pessimismus geboren, wachsen in der Skepsis, reifen im Optimismus und sterben in der Euphorie.“ Aktuell noch keine Gefahr. Keine grellbunten Schlagzeilen in den Boulevardmedien nach dem Motto „Börsenboom!“, „Bald alle reich!“, „Börse geht durch die Decke – jetzt noch einsteigen?“.
Dunkle Wolken über dem Eiffelturm: Frankreichs Wirtschaft gibt derzeit Grund zur Sorge.
Zum anderen beweisen die Börsen und mit ihnen die Anleger ein extrem hohes Maß an Resilienz gegenüber den Rahmenbedingungen, mit denen die Wirtschaft weltweit und auch in unserem Teil des Planeten fertig werden muss. Einige der negativen Einflussfaktoren sind seit Langem bekannt: Wir haben Krieg in der Ukraine, eine De-facto-Kriegssituation im Nahen Osten, den Dauerkonflikt der westlichen Welt mit dem Iran und die seit Langem bestehende Sorge um Taiwan. Wenn wir nach Deutschland blicken, dann haben wir unter anderem massive Probleme in der Autoindustrie und bei diversen Zuliefererbranchen und eine dramatisch gestiegene Anzahl von Insolvenzen.
Unser Nachbar Frankreich arbeitet daran, uns den Status als kranker Mann Europas streitig zu machen und gemeinsam mit uns die Eurozone in Turbulenzen zu bringen. Die Staatsverschuldung Frankreichs für das Jahr 2024 wird auf 112,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts prognostiziert, das ist deutlich über dem Durchschnitt der Eurozone. Die Neuverschuldung wird analog auf 6,2 Prozent des BIP geschätzt, das ist weit über der EU-Obergrenze von drei Prozent. Der Euro findet all das nicht gut und kennt seit Oktober nur noch eine Richtung: nach unten.
Mein Freund André Kostolany, der berühmte Börsenspekulant, hat gern gesagt: „Die Börse reagiert gerade mal zu zehn Prozent auf Fakten. Alles andere ist Psychologie.“
Genau das beobachten wir aktuell. Die Experten können lang und breit diskutieren, warum die Börse trotz allem steigt, und jede Begründung mag ihren Punkt haben. Unter dem Strich steigt die Börse, wenn mehr gekauft als verkauft wird. Das ist aktuell der Fall und darauf sollten wir setzen, bis uns der Markt das Gegenteil beweist. In diesem Sinne: Gute Kurse und eine schöne Vorweihnachtszeit!