Aktien des Konsumgüterkonzerns Beiersdorf verlieren am Mittwoch deutlich an Wert, stürzen um rund zehn Prozent ab, belasten nicht nur den Sektor, sondern den gesamten DAX. Der Sturz des Nivea-Konzerns zeichnete sich bereits im Späthandel am Dienstag ab, wird nun zur Belastungsprobe für Henkel, Reckitt Benckiser, Unilever und Co. Doch wofür strafen Anleger den Konzern eigentlich ab?
Beiersdorf will sich für die Zukunft wappnen, mit kräftigen Investitionen für weiteres Wachstum in der Sparte Consumer sorgen – und schiebt die Renditeziele dafür an die Seite. Wie das Unternehmen gestern nach Börsenschluss mitteilte, müssen Anleger zunächst auf Rendite verzichten. Die fühlen sich damit nicht wohl, quittierten die Pläne mit Pfiffen, schicken das Papier mit minus zehn Prozent – für einen DAX-Wert ungewöhnlich heftig – auf Talfahrt.
Die Anleger versöhnen konnte offensichtlich auch die stabile Dividendenausschüttung nicht, die Beiersdorf zusammen mit den endgültigen Zahlen des abgelaufenen Geschäftsjahres ebenfalls vorlegte. Vorläufige Eckdaten hatten die Hamburger bereits Mitte Januar bekanntgegeben. Der Hauptversammlung wird eine zum Vorjahr unveränderte Dividende von 70 Cent je Aktie vorgeschlagen. Weil Analysten mit dieser Entwicklung gerechnet hatten, bleibt der Überraschungseffekt aus – und damit auch die Honorierung durch den Markt.
Ab dem laufenden Jahr sollen im Rahmen des Strategieprogramms "C.A.R.E.+" jährlich 70 bis 80 Millionen Euro ausgegeben werden. Für den Unternehmensbereich Consumer erhofft sich Beiersdorf damit bis zum Jahr 2023 ein über dem Markt liegendes Umsatzwachstum von 4 bis 6 Prozent sowie einen Anstieg der Ebit-Umsatzrendite (Ergebnis vor Zinsen und Steuern) auf 16 bis 17 Prozent.
Im laufenden Jahr wird diese durch den Plan des neuen Beiersdorf-Chefs Stefan De Loecker allerdings sinken. 2019 soll die Umsatzrendite im Bereich Consumer demnach von 15,3 Prozent im Vorjahr auf 14 bis 14,5 Prozent fallen. Konzernweit erwartet Beiersdorf einen Rückgang von 15,4 auf 14,5 Prozent. Der Umsatz soll 2019 um 3 bis 5 Prozent steigen (Vorjahr: +5,4%). Beim Bereich Consumer erwartet das Unternehmen ein Erlöswachstum um 3 bis 5 Prozent (Vorjahr: 5,0%).
"Die Konsumgüterindustrie befindet sich in einem historischen Umbruch. Unser gesamtes Geschäftsmodell muss sich an die neuen wirtschaftlichen und technologischen Bedingungen anpassen", wird der Konzernchef in einer Mitteilung zitiert. Mit "C.A.R.E.+" werden demnach fünf Ziele angesprochen: Erschließung neuer Wachstumsmärkte und Geschäftsfelder, Stärkung der Hautpflege-Kategorien im Portfolio, Beschleunigung der Digitalisierung, kontinuierliche und ergebniswirksame Produktivitätssteigerung und gesellschaftliches Engagement.
Analystin Pinar Ergun von der UBS sieht angesichts der Margenziele für 2019 für die Markterwartungen nun einen Korrekturbedarf um 8 bis 10 Prozent. Zudem werde es wohl bis 2023 dauern, bis der Konsumgüterkonzern jene 16 bis 17 Prozent operative Marge erreicht, mit der der Markt bereits für 2020 gerechnet habe.
Experte Alain-Sebastian Oberhuber vom Investmenthaus Mainfirst strich unterdessen seine Kaufempfehlung und sieht Beiersdorf vor schweren Zeiten angesichts hoher Investitionen im Konsumgüterbereich und abnehmender Wachstumsdynamik im Klebstoffgeschäft Tesa.
Mit Material von dpa-AFX
Ein Beitrag von Leon Müller, Chief Editor Börsen.Briefing. – dem täglichen Newsletter des Anlegermagazins DER AKTIONÄR (registrieren Sie sich kostenfrei unter www.boersenbriefing.de)
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