Bayer sieht sich in den USA weiterhin mit zehntausenden Glyphosat-Klagen konfrontiert. Seit Jahren bekommt der Konzern das Problem nicht nachhaltig in den Griff. Das Management rund um CEO Bill Anderson will das ändern und spielt offensichtlich mehrere Szenarien durch, um endlich eine Lösung der Causa Glyphosat herbeizuführen.
Laut der Nachrichtenagentur Bloomberg erwägt Bayer Insidern zufolge ein umstrittenes juristisches Manöver, mit dem die Verfahren vor einen US-Konkursrichter gebracht und damit Vergleichsverhandlungen erzwungen werden können.
Demnach sondiere die Bayer-Führung nach einer Reihe kostspieliger Geschworenenurteile mit Anwälten und Beratern eine Strategie, die unter US-Juristen als “Texas Two-Step" bekannt sei. Das erwünschte Endergebnis wäre ein Vergleich für mehr als 50.000 anhängige Fälle, so die Insider.
Die Strategie bau laut der Nachrichtenagentur auf einer Eigenheit des texanischen Firmenrechts auf, die es Unternehmen erlaube, Aktiva und Passiva in getrennte Sparten aufzuteilen. Jene mit den Verbindlichkeiten werde dann als überschuldet in die Insolvenz geschickt.
Eine "kontroverse" Praktik, meint Bloomberg. In der Tat: Mit dem Mischkonzern 3M (Ohrstöpsel-Streit) und dem Konsumgüter-Riesen Johnson & Johnson (Babypuder-Skandal) sind selbst zwei amerikanische Unternehmen mit dem Verfahren kläglich gescheitert. Es gibt also keinerlei Erfolgsgarantie. Dessen dürfte sich auch das Bayer-Management bewusst sein.
Bayer spielt offenbar alle Szenarien durch, um das Glyphosat-Problem endlich zu lösen. Fraglich ist allerdings, warum die Leverkusener auf dem Anfang März abgehaltenen Kapitalmarkttag nicht diesen Ansatz ausgiebig thematisiert hat und viele offene Fragen hinterlassen hat. Es gleicht derzeit eher einem Akt der Verzweiflung, der Kursverlauf der Aktie spricht Bände. Auch heute notiert der Titel nach den Gerüchten erneut im Minus. Anleger bleiben unverändert an der Seitenlinie.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Bayer.
Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: 3M.