Der Pharma- und Agrarchemiekonzern Bayer krempelt sein Pharmageschäft schon seit einiger Zeit um und fokussiert sich zunehmend auf die Bereiche Gen- und Zelltherapien. Doch auch bei den Arzneimitteln stehen Veränderungen an: Die Schlagzahl bei der Entwicklung neuer Medikamente soll sich deutlich erhöhen. Damit geht der DAX-Konzern bewusst ein größeres Risiko ein.
Künftig will Bayer deutlich mehr Arzneimittel als bisher aus der Forschung in die klinische Phase bringen. Anstatt bisher zwei bis drei Arzneimittel, soll es zukünftig eine zweistellige Zahl sein, sagte Bayer-Pharmavorstand Stefan Oelrich gegenüber der Welt am Sonntag. Statt der großen Therapiegebiete im Bereich der Herz-Kreislauferkrankungen wolle Bayer künftig gezielt kleinere Spezifikationen ansteuern, so Oelrich. Man müsse sich im Pharmageschäft neu erfinden.
Oelrich ist sich bewusst, dass dieses Vorhaben ein höheres Risiko bedeutet, betont aber auch, dass sich dadurch ein anderes Kostenprofil pro Produkt ergäbe. Der Manager geht davon aus, dass der Schritt die Medizinsparte inhaltlich komplett verändern wird.
Trotz zuletzt und auch künftig priorisierter Investitionen in das Pharmageschäft will Oelrich von dem von Analysten ins Spiel gebrachten Vorschlag, den Bayer-Konzern in die Bereiche Pharma und Agrarchemie aufzuspalten, derweil nichts wissen. Die Synergien würden nicht mehr, indem man diese beiden Bereiche trennt. Vielmehr sei gerade die Technologie der Geneditierung, auf die Bayer verstärkt setzen will, für beide Bereiche möglich: die rote Gentechnologie für medizinische Anwendungen und die grüne Gentechnologie in der Landwirtschaft.
Bayer geht im Arzneimittelgeschäft einen neuen Weg. Ob dieser erfolgreich sein wird, bleibt abzuwarten. Jedoch gab es aus der Pharmasparte zuletzt mehrere gute News. Allerdings bergen die Glyphosat-Rechtsstreitigkeiten weiter Risiken, weshalb Anleger vorerst an der Seitenlinie bleiben. Interessant wird es zudem am Donnerstag, wenn das Unternehmen seine Quartalszahlen veröffentlicht.