Die Prüfung umstrittener Kritikerlisten Monsantos durch eine Anwaltskanzlei hat laut Bayer keine Hinweise auf illegales Verhalten des US-Saatgutkonzerns gebracht. So hatte Monsanto vor der Übernahme durch den Leverkusener Agrarchemie- und Pharmakonzern Listen mit Kritikern und Unterstützern erstellen lassen. Diese umfassten knapp 1.500 Personen in mehreren europäischen Ländern, darunter auch Deutschland. Eine Überprüfung der Listen und anderer Dokumente habe keinen Hinweis auf illegales Verhalten gefunden, hieß es in einem am Donnerstag veröffentlichten Bericht der Anwaltskanzlei Sidley Austin.
In dem Bericht wurde dennoch eingeräumt, dass "die erstellten Stakeholder-Listen detailliert, methodisch und darauf ausgerichtet waren, Monsantos Positionen gegenüber Interessengruppen und der Öffentlichkeit deutlich zu vertreten." Allerdings habe es weder Hinweise auf Illegalität der Listen noch auf eine illegale Überwachung von Personen gegeben. Der Cheflobbyist von Bayer, Matthias Berninger, sieht mit dem Abschluss der Untersuchung einen weiteren Schritt hin zu mehr Transparenz abgeschlossen.
Laut den Ergebnissen von Sidley Austin hätten die meisten Listen keine Kontaktdaten der Personen darauf enthalten. Indirekt räumt der Bericht aber ein, dass in Einzelfällen nicht nur öffentliche, sondern auch private Kontaktdaten zugeordnet gewesen sein dürften.
Der Skandal um das sogenannte Stakeholder-Mapping-Projekt von Monsanto mit Listen von Kritikern und Unterstützern aus Wissenschaft, Journalismus und Politik war Mitte Mai im Zuge von Vorermittlungen der französischen Behörden wegen des Verdachts der illegalen Erfassung privater Daten hochgekocht. Bayer hatte sich für die "komplett unangemessene" Praxis entschuldigt. "Es ist uns wichtig, die Aufklärung des Sachverhaltes voranzutreiben," hatte Bayer-Chef Werner Baumann zudem in einem offenen Brief an den Deutschen Bundestag geschrieben.
Bayer versucht, das Vertrauen der Anleger unter anderem mit mehr Transparenz zurückzugewinnen. Das ist ein richtiger und wichtiger Schritt. Dennoch schwebt nach wie vor das Glyphosat-Damoklesschwert über der Konzernzentrale in Leverkusen. Schließlich ist unklar, welche Kosten auf Bayer im Bezug auf die Glyphosat-Rechtsstreitigkeiten in den USA zukommen. Charttechnisch hat sich das Bild allerdings zuletzt merklich aufgehellt. Die Bayer-Aktie bleibt bestenfalls eine Halteposition.
(Mit Material von dpa-AFX)