Die Aktie von Bayer hat in den vergangenen Tagen erneut massiv verloren. Dabei sorgten gleich mehrere belastende News für Druck. Zunächst sorgten umstrittene Listen, die Monsanto vor der Übernahme erstellen lassen hat für Kritik. In Frankreich laufen gegen den amerikanischen Saatgut- und Pestizidhersteller Vorermittlungen wegen illegaler Erfassung privater Daten. Wie mittlerweile bekannt wurde, dürften sich die Listen nicht nur auf Frankreich beschränken, sondern EU-weit geführt worden sein.
Kurz darauf folgte eine weitere Niederlage bei den laufenden Glyphosat-Prozessen. Nach den beiden schon bekannten Fällen hatte Bayer in Kalifornien auch den dritten wichtigen Prozess um angeblich krebserregende Produkte des übernommenen Saatgut- und Pflanzenschutzkonzerns Monsanto verloren. Die Geschworenen-Jury des zuständigen Gerichts im kalifornischen Oakland verurteilte Bayer zu Schadenersatz in Höhe von über zwei Milliarden Dollar an ein Rentnerehepaar, das den Glyphosat-Unkrautvernichter Roundup für seine Krebserkrankungen verantwortlich macht.
Und ein Ende der Glyphosat-Unsicherheit ist nicht in Sicht. Bayer geht zwar in den Prozessen, die das Unternehmen in erster Instanz verloren hat, in Berufung. Gunther Zechmann von Bernstein Research rechnet in dem neuesten Prozess mit einer Reduzierung des gesamten Schadenersatzes auf letztlich 110 Millionen US-Dollar. Bis es jedoch rechtskräftige Urteile geben wird, bis dahin wird noch viel Zeit vergehen und die Unsicherheit bestehen bleiben. Bayer sieht sich derzeit mit mehr als 13.000 Klagen konfrontiert.
Um die gesamten Belastungen abschätzen zu können, ist es laut JPMorgan-Analyst Richard Vosser aber noch ein weiter Weg. Seiner Einschätzung nach müssen mindestens zehn bis zwölf Fälle und diverse Berufungsverfahren abgewartet werden. Damit rechnet der Experte nicht vor Mitte 2020.
Wichtiger Support im Fokus
Die Aktie von Bayer war im gestrigen Handel zeitweise unter das Märztief 2019 von 54,48 Euro gefallen und damit auf den tiefsten Stand seit 2012. Im Tagesverlauf konnte das Papier aber die wichtige Unterstützung zurückerobern. Für den weiteren Verlauf der Bayer-Aktie ist es wichtig, dass der Wert sich weiterhin darüber behaupten kann. Ein nachhaltiger Rutsch darunter würde weiteres deutliches Abwärtspotenzial bedeuten. DER AKTIONÄR empfiehlt vorerst weiter, bei der Bayer-Aktie an der Seitenlinie zu bleiben.
(Mit Material von dpa-AFX)