Mit einem Plus von knapp vier Prozent führt die Aktie von Bayer am letzten Handelstag der Woche den deutschen Leitindex klar an. Dadurch kann sich der Wert von den historischen Tiefständen seit über 20 Jahren nach oben lösen und zumindest wieder die Marke von 20,00 Euro zurückerobern. Doch die Probleme bei Bayer bleiben.
Ein schneller Abbau des massiven Schuldenbergs von rund 35 Milliarden Euro geht nicht von heute auf morgen. Im Zuge der milliardenschweren Übernahme von Monsanto hat sich die Nettofinanzverschuldung aus dem Stand in etwa verzehnfacht. Seitdem hat es Bayer versäumt, die Verschuldung signifikant zurückzufahren.
Bayer-Chef Bill Anderson hat die immense Verschuldung im Blick und will mit einem umfangreichen Sparprogramm die Effizienz im Konzernverbund erhöhen. Auch Aktionäre müssen sich temporär mit einer gesetzlichen Mindestdividende zufriedengeben.
Die hohe Nettofinanzverschuldung lässt Bayer wenig Spielraum für anorganisches Wachstum in Form von M&A. Gerade in der Pharma-Division sind die Leverkusener dringend auf neue Wachstumstreiber angewiesen, da die beiden bisherigen Top-Seller Xarelto und Eylea peu à peu den Patentschutz verlieren. Der Gerinnungshemmer bekam zuletzt bereits den generischen Wettbewerbsdruck zu spüren.
Ob wachstumsstarke Produkte wie das Krebsmedikament Nubeqa die Patentklippe kompensieren können, werden die kommenden Quartale zeigen. Ab dem kommenden Jahr sind dann auch Erlösbeiträge vom Herzmedikament Attruby (Acoramidis) zu erwarten. Bayer sicherte sich die Rechte an dem Medikament von BridgeBio Pharma im März im Rahmen eines Lizenzdeals. Eine Zulassungsentscheidung in der EU wird für 2025 erwartet.
Der wohl größte Belastungsfaktor für Aktie, Unternehmen und die Bilanz sind und bleiben die offenen Glyphosat- und PCB-Rechtsstreitigkeiten in den USA. Bayer hat sich diese Problematiken durch die Akquisition von Monsanto eingekauft.
Bayer hat mehrere Probleme zu bewältigen und die Aktie ist nicht umsonst vor Kurzem auf den tiefsten Stand seit gut 20 Jahren gefallen. DER AKTIONÄR hat immer wieder die Belastungsfaktoren umfangreich thematisiert und von einem Einstieg abgeraten. Diese Einschätzung hat vorerst weiter Bestand, wenngleich sich zumindest aus kurzfristiger Sicht die charttechnische Verfassung durch den Kurssprung etwas verbessert. Von einer nachhaltigen Trendwende ist der DAX-Wert aber weiterhin weit entfernt.
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Bayer.