Der US-Konzern Monsanto hat vor der Übernahme durch Bayer wohl nicht nur in Frankreich (DER AKTIONÄR berichtete: „Bayer: Schon wieder Ärger – das ist jetzt wichtig“), sondern auch in Deutschland umstrittene Listen mit Kritikern und Unterstützern erstellen lassen. Davon geht der Leiter der Abteilung Public Affairs und Nachhaltigkeit bei Bayer, Matthias Berninger, aus. Es sei sehr wahrscheinlich, dass es derartige Listen EU-weit gegeben habe, sagte der Manager am Montag. Denn der Vertrag mit der beteiligten Kommunikationsagentur habe sich auf Europa erstreckt.
In Frankreich laufen gegen den amerikanischen Saatgut- und Pestizidhersteller Vorermittlungen wegen illegaler Erfassung privater Daten. Monsanto steht unter Verdacht, geheime Listen mit Namen von Kritikern des Unternehmens und seiner Produkte in Frankreich geführt zu haben. Rund 200 Namen von Wissenschaftlern, Journalisten und Politikern sollen darauf stehen, darunter beispielsweise der von Ségolène Royal, Ex-Umweltministerin und Gegnerin des umstrittenen Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat.
Am Wochenende hatte sich Bayer für die Praxis entschuldigt und angekündigt, eine externe Kanzlei mit einer Aufklärung der Vorfälle beauftragen zu wollen. Berninger betonte, nach allem, was er bisher gehört habe, halte er das Vorgehen von Monsanto für komplett unangemessen. Es gebe eine ganze Reihe von Beispielen, "wo um in der Fußballsprache zu sprechen, man nicht den Ball gespielt hat, sondern eher auf den Mann gegangen ist oder auf die Frau".
Kritisch zu Bayer und zum Monsanto-Deal hatte sich in der Vergangenheit auch DER AKTIONÄR geäußert. Anleger, die auf Empfehlung des AKTIONÄR rechtzeitig auf einen Verkauf der Bayer-Aktie gesetzt haben, können sich freuen. Sie haben den massiven Kursverlust der Bayer-Aktie in den vergangenen Monaten von der Seitenlinie aus beobachten können. Für Bayer gilt es nun, das Vertrauen der Anleger zurückzugewinnen. Derzeit drängt sich noch kein Einstieg beim DAX-Konzern auf.
(Mit Material von dpa-AFX)