Die US-Tochter Monsanto sorgt für den Bayer-Konzern erneut für juristische Probleme. In Frankreich laufen gegen den amerikanischen Saatgut- und Pestizidhersteller Vorermittlungen wegen illegaler Erfassung privater Daten. Die Untersuchungen seien einer Abteilung anvertraut worden, bestätigte die Pariser Staatsanwaltschaft der Deutschen Presse-Agentur in Paris.
Monsanto steht unter Verdacht, geheime Listen mit Namen von Kritikern des Unternehmens und seiner Produkte in Frankreich geführt zu haben. DER AKTIONÄR berichtete: „Bayer: Neuer Ärger vorprogrammiert“. Rund 200 Namen von Wissenschaftlern, Journalisten und Politikern sollen darauf stehen.
Mit den Vorermittlungen hat die Pariser Staatsanwaltschaft auf eine Klage von "Le Monde" und eines Journalisten der Zeitung reagiert, dessen Name ebenfalls auf der Liste gestanden haben soll. Auch die öffentlich-rechtliche Fernsehanstalt "Frande Télévisions" will nun Klage gegen Monsanto erheben, wie ihr Leiter Yannick Letranchant auf Twitter am Sonntag bekanntgab. Auf der Liste sollen Namen von Journalisten des Senders stehen.
Bayer bittet um Entschuldigung
Bayer kündigte am Sonntag an, eine externe Kanzlei mit einer Untersuchung zu beauftragen. "Französische Medien haben Ende dieser Woche Vorwürfe erhoben, dass Listen mit Unterstützern und Kritikern, die 2016 im Auftrag von Monsanto erstellt wurden, gegen ethische Grundsätze, möglicherweise aber auch gegen gesetzliche Regelungen verstoßen haben könnten", hieß es in einer Stellungnahme.
Nach einer ersten Analyse verstehe man, dass ein solches Projekt Bedenken und Kritik ausgelöst habe. "Dies ist nicht die Art, wie Bayer den Dialog mit unterschiedlichen Interessengruppen und der Gesellschaft suchen würde. Wir bitten daher um Entschuldigung."
Auch wenn es derzeit keine Hinweise gebe, dass die Erstellung dieser Listen gegen gesetzliche Vorschriften verstoßen habe, werde Bayer eine externe Anwaltskanzlei damit beauftragen, das von Monsanto verantwortete Projekt zu untersuchen. Die Kanzlei werde allen in den Listen aufgeführten Personen Auskunft geben, welche Informationen von ihnen gespeichert worden seien. Bayer werde die Ermittlungen der französischen Staatsanwaltschaft vollumfänglich unterstützen.
News aus drittem Glyphosat-Prozess erwartet
Der Bayer-Konzern hatte Monsanto im Frühjahr 2018 gekauft. Seitdem reißt der Ärger nicht ab. In den USA sieht sich Bayer mit zahlreichen Prozessen konfrontiert. An Krebs leidende Menschen behaupten, ihre Krankheit gehe auf die Nutzung des von Monsanto hergestellten Glyphosats zurück. Am heutigen Montag könnte es Neuigkeiten beim dritten Glyphosat-Prozess geben. Hier ist ein Rentnerehepaar gegen Monsanto vor Gericht gezogen.
Bayer steht vor der großen Aufgabe, das Vertrauen der Anleger zurückzugewinnen. Die jüngsten Entwicklungen waren hierbei sicherlich nicht hilfreich. Gespannt darf man sein, ob die Abspaltung von Firmenteilen demnächst Fahrt aufnimmt. Hier sind der Chemieparkbetreiber Currenta und die Tiermedizin im Gespräch. Die Aktie von Bayer hat zuletzt erneut den Rückwärtsgang angetreten. Ein Test des Mehrjahrestiefs bei 54,48 Euro könnte durchaus demnächst bevorstehen. Long-Positionen vorerst weiter meiden!
(Mit Material von dpa-AFX)