Das Diesel-Paket der großen Koalition konnte in der Nacht zum Dienstag endlich durchgebracht werden. Es sieht Anreize zum Kauf neuer Wagen vor. Von den neuen Prämien und Hardware-Nachrüstungen sollen vorerst Besitzer von bis zu 1,4 Millionen Diesel-Pkw profitieren.
Trotz der Etablierung des Diesel-Pakets brach die Aktie des Nachrüstspezialisten Baumot Group in den letzten Tagen massiv ein. Der Hintergrund: Für die Hardware-Nachrüstungen fehlen noch grundlegende Zusagen der Autobauer. So lehnen etwa BMW und Opel die Umbauten kategorisch ab. Volkswagen und Daimler wiederum wollen sich an Nachrüstungen nur beteiligen, wenn zertifizierte und zugelassene Systeme existieren.
Zudem kursierten in den Medien Berichte, dass die Nachrüster keine Gewährleistung übernehmen wollen. Dem widerspricht jedoch Marcus Hausser. Laut der Aussage des Vorstandsvorsitzenden von Baumot habe der Abgasspezialist kein Problem damit, die Gewährleistung zu übernehmen. Baumot rechne im Durchschnitt mit Umbaukosten von bis zu 2.000 Euro pro Wagen. Für viele Kunden sei es attraktiver, nachzurüsten, als sich trotz Prämien einen neuen Wagen zu kaufen.
Nach Einschätzung des Kraftfahrzeuggewerbes wären Nachrüstungen für ältere Dieselfahrzeuge in den Werkstätten schnell umsetzbar. Wie der Vizepräsident des Branchenverbandes ZDK, Thomas Peckruhn, der Deutschen Presse-Agentur mitteilte, seien die Werkstätten darauf eingerichtet.
Druck kommt auch von der Umweltministerin Svenja Schulze. Die Politikerin will nicht hinnehmen, dass sich mehrere Autohersteller gegen die Nachrüstung sperren. Sie erwarte von allen Autoherstellern, dass sie „nicht nur Umtauschprämien anbieten, sondern auch bei der Nachrüstung unterstützen“.
Bei Nachrüstwelle Kursvervielfachung drin!
Nach dem Kursrücksetzer ist Baumot jetzt wieder interessant geworden. So liegen derzeit neue Genehmigungsverfahren für Nachrüstungen beim Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) vor. Das Diesel-Paket könnte mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung also doch einen Nachrüst-Schub auslösen. Schafft die Baumot-Aktie den Wiederanstieg auf über drei Euro, könnten schnell die alten Kursspitzen (fünf und acht Euro im März 2018 und Juli 2017) wieder ins Visier rücken. Angesichts des gewaltigen Risikos eignet sich der Titel jedoch nur für sehr erfahrene und hochspekulativ ausgerichtete Anleger (Totalverlustrisiko!).