Nach jahrelanger Suche nach einem Abnehmer für die Öl- und Gastochter Wintershall Dea ist der Chemieriese BASF im Dezember beim britischen Energiekonzern Harbour Energy fündig geworden. Der Deal muss allerdings noch von der Regierung freigegeben werden. Dies bereitet dem DAX-Konzern allerdings kein Kopfzerbrechen.
So sieht etwa BASF-Finanzchef Dirk Elvermann keine Hürden für den geplanten Verkauf von Wintershall Dea an Harbour Energy. Die Prüfung sei im Außenwirtschaftsgesetz und in einer entsprechenden Verordnung eine Selbstverständlichkeit, erklärte Elvermann gegenüber den Nachrichtenagenturen dpa-AFX und dpa. Die Bundesregierung wird den Deal, der im vierten Quartal abgeschlossen werden soll, einer Investitionsprüfung unterziehen. Die Vereinbarung umfasst die Übertragung des Produktions- und Entwicklungsgeschäfts sowie Explorationsrechte in mehreren Ländern, außerdem Lizenzen zur Abscheidung und Speicherung von Kohlendioxid.
"Die zu veräußernden Assets der Wintershall Dea stellen keine kritische Infrastruktur dar", sagte Elvermann. Lediglich ein Minderheitsanteil am Fernleitungsnetzbetreiber Nowega könne als Teil der kritischen Infrastruktur gewertet werden. An dieser sei Wintershall Dea nur mittelbar über eine Minderheitsbeteiligung an Erdgas Münster beteiligt. Dies sei der Auslöser für die Prüfung der Bundesregierung.
Darüber hinaus setze Wintershall Dea die Vorbereitung zum getrennten Verkauf des Anteils an der Firma Wiga fort. Diese ist im Gastransport-Geschäft aktiv - die operativ unabhängigen Wiga-Töchter betreiben Hochdruck-Pipeline-Systeme, einschließlich des Transportnetzwerks von Gascade sowie Opal und NEL.
Die Pipelines seien ursprünglich genutzt worden, um russisches Gas in Deutschland zu verteilen, sagte Elvermann. Nun würden sie für die Anlandung von Flüssigerdgas aus anderen Ländern genutzt, etwa den USA - künftig möglicherweise auch für Wasserstoff. "Diese kritische Infrastruktur ist nicht Teil des Deals mit Harbour Energy", betonte Elvermann. Wintershall Dea wolle den Anteil an diesen Pipelines separat verkaufen. Hier sei der Bund der erste Ansprechpartner.
Anders als bei früheren deutsch-britischen Geschäften gehört Großbritannien nicht mehr zur EU, erklärte Elvermann. Er verweist allerdings auch darauf, dass einem englischen Erwerber bisher im Rahmen einer Investitionsschutzprüfung noch nie der Kauf verweigert wurde. "Wir sind sehr zuversichtlich, was die Prüfung angeht."
Die Chancen, dass die Transaktion durchgewunken wird, stehen relativ gut. Die größte Herausforderung für BASF bleibt weiterhin die schwächelnde Weltkonjunktur. Doch angesichts der im historischen Vergleich günstigen Bewertung sollte dies größtenteils eingepreist sein. Indes hat sich das Chartbild zuletzt wieder etwas aufgehellt. Mutige mit einem langen Atem können weiterhin auf eine nachhaltige Trendwende bei der Dividendenperle setzen. Der Stoppkurs kann unverändert bei 36,00 Euro belassen werden.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: BASF.
Mit Material von dpa-AFX