Die Kurse von BASF und Alzchem konnten zuletzt deutlich zulegen. Dies dürfte auch daran gelegen haben, dass Investoren auf eine bessere Entwicklung der Chemiebranche im kommenden Jahr spekuliert haben. Doch der Chemieverband VCI hat dieser Hoffnung etwas Wind aus den Segeln genommen und erwartet, dass der Umsatz der Branche 2024 um drei Prozent sinkt.
Die Produktion der drittgrößten deutschen Industriebranche nach dem Auto- und Maschinenbau werde wohl stagnieren. Die konjunktursensible Chemie werde es dabei stärker treffen.Die Chemie- und Pharmaindustrie hat ohnehin schwierige Zeiten hinter sich. Der Preisanstieg bei Strom und Gas im Zuge des Ukraine-Kriegs haben der energieintensiven Branche zu schaffen gemacht wie kaum einer anderen in Deutschland. Zudem bleiben wegen der schwachen Wirtschaft die Aufträge von Industriekunden weg. Gerade die konjunktursensible Chemiebranche als Lieferant etwa für die kriselnde Baubranche spürt den schwachen Heimatmarkt. In der Folge brachen Produktion und Umsatz ein, wenn auch von sehr hohem Niveau kommend.
In diesem Jahr fiel der Umsatz um 12 Prozent auf rund 230 Milliarden Euro, schätzt der VCI. Die Produktion sank um 8 Prozent - und in der Chemie allein um 11 Prozent. Die Kapazitäten der Branche blieben mit durchschnittlich rund 77 Prozent nicht ausgelastet.
Die Hoffnung auf eine schnelle Erholung der Chemiebranche hat sich indes zerschlagen. In einer VCI-Mitgliederumfrage unter rund 350 Unternehmen rechnen 45 Prozent frühestens 2025 mit einer Besserung. Ein Drittel erwartet immerhin eine Erholung im zweiten Halbjahr 2024, lediglich 13 Prozent sieht sie bereits im ersten Halbjahr.
In der Umfrage beklagen knapp 40 Prozent der Unternehmen deutliche Gewinnrückgänge. Rund 15 Prozent schreiben demnach rote Zahlen. Auf der anderen Seite stehen 35 Prozent mit stabilen Geschäften. "Je länger diese Situation anhält, desto mehr müssen wir damit rechnen, dass weitere Anlagen stillgelegt werden", warnte Steilemann. Auch ein Personalabbau sei nicht mehr auszuschließen. In diesem Jahr blieb die Beschäftigung hierzulande aber stabil bei rund 477 000 Menschen.
Zuletzt hat sich die Lage der Chemie- und Pharmaindustrie immerhin etwas aufgehellt. So hat sich das Sinken der Preise etwas abgeschwächt, sodass der Umsatz dieses Jahr nicht ganz so stark sank wie vom VCI zunächst befürchtet. Zudem sind die Energiepreise an den Börsen seit den Spitzen während der Gaskrise 2022 deutlich gefallen.
Auch die Stimmung besserte sich zuletzt etwas. Das Geschäftsklima in der Chemie stieg laut Ifo-Institut im November den dritten Monat in Folge, wenn auch von niedrigem Niveau aus. Die internationale Konkurrenz, die teils von weitaus billigerer Energie profitiert, bereitet der deutschen Chemiebranche aber weiter große Sorgen.
Auch das Jahr 2024 dürfte für die Chemiebranche heraufordernd werden. Doch Alzchem dürfte in den kleinen Nischen auch im kommenden erfolgreich bleiben. Der Nebenwert bleibt nach wie vor attraktiv. Der Stopp kann hier vorerst noch bei 17,50 Euro belassen werden. Und beim weltgrößten Chemieproduzenten BASF dürfte dies angesichts der im historischen Vergleich immer noch günstigen Bewertung ohnehin bereits längst eingepreist sein. Hier kann weiter auf eine Fortsetzung der Erholung spekuliert werden (Stoppkurs: 36,00 Euro).
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: BASF.
Mit Material von dpa-AFX