Die Berichtssaison nimmt in Europa Fahrt auf, die britische Großbank Barclays sorgte heute für eine Überraschung in der Finanzbranche. Das Finanzinstitut übertraf die Analystenerwartungen deutlich, aber der Ausblick bleibt verhalten.
Im Vorfeld hatten Analysten mit einem Nettogewinn von 201 Millionen Pfund (222 Millionen Euro) im dritten Quartal gerechnet. Am Ende lieferte CEO Jes Staley mit 611 Millionen Pfund mehr als das Dreifache. Vor einem Jahr stand ein Verlust von 292 Millionen Pfund wegen Strafzahlungen zu Buche. Der Umsatz sank jetzt um sechs Prozent auf 5,20 Milliarden Pfund, lag aber deutlich über den Prognosen des Marktes von 4,80 Milliarden Pfund.
Risikovorsorge sinkt klar
Der große Gewinnsprung liegt vor allem an der Risikovorsorge für Kreditausfälle. Im ersten Halbjahr legte Barclays dafür insgesamt 3,70 Milliarden Pfund zurück. Nun wurden mit 608 Millionen Pfund zwar mehr als im Vorjahresquartal zurückgestellt, allerdings hatten Analysten mit rund einer Milliarde gerechnet.
Auch Investmentbanking dreht auf
Das Investmentbanking lief ebenfalls sehr gut, was bisher bei allen Banken zu beobachten war. Der Vorsteuergewinn der Sparte stieg um 13 Prozent auf eine Milliarde Pfund. Staley dämpfte aber insgesamt die Erwartungen für die kommenden Quartale. Dieses Jahr sei ein „historisch herausforderndes Jahr“ gewesen. Das niedrige Zinsumfeld und der Gegenwind bei den Einnahmen in Großbritannien werden seinen Erwartungen nach in 2021 anhalten.
Die Aktie zeigt dem Markt heute die Rücklichter und steigt kräftig. Mittelfristig bleiben die Perspektiven allerdings verhalten. Vom Brexit werden die britischen Banken am stärksten getroffen, ein No-Deal wird immer wahrscheinlicher. Kurzfristig orientierte Anleger und Trader können ein Investment wagen, der Kurs schickt sich die 100-Tage-Linie bei 109 britischen Pence zu überschreiten. Die Aktie befindet sich nicht auf der Empfehlungsliste des AKTIONÄR.