An der Wall Street trumpfen die stark auf das Investmentbanking fokussierten Großbanken JPMorgan und Goldman Sachs Anfang der Woche bereits mit bärenstarken Zahlen auf. Die Präsentation der eher kreditlastigen Institute Bank of America und Wells Fargo schmeckte den Anlegern dagegen teilweise weniger, doch es gibt deutliche Unterschiede zu beobachten. Beide Titel sind laufende Empfehlungen des AKTIONÄR. Deshalb lohnt ein genauerer Blick.
Wells Fargo verzeichnete im zweiten Quartal einen Gewinn von 1,38 Dollar je Aktie, während der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um elf Prozent auf 20,3 Milliarden stieg und damit die Erwartungen der Wall Street trotz schwächerer Kreditnachfrage deutlich übertraf. Analysten erwarteten laut FactSet für das zweite Quartal einen Gewinn je Aktie von 98 Dollar-Cent bei einem Umsatz von 17,7 Milliarden Dollar. Im zweiten Quartal des vergangenen Jahres hatte Wells Fargo einen Verlust von 66 Cents je Aktie bei einem Umsatz von 17,8 Milliarden Dollar ausgewiesen.
Top-Performer in 2021
Der Nettogewinn lag bei sechs Milliarden Dollar, verglichen mit einem Verlust von 3,8 Milliarden Dollar im zweiten Quartal des letzten Jahres. Die Erträge wurden zusätzlich angehoben, da die Bank ihre Rückstellungen für potenzielle Kreditverluste um 1,60 Milliarden Dollar abbaute. Im Jahresverlauf stiegen die Papiere bisher um 46 Prozent und gehörten damit zu den besten Werten in der US-Bankenbranche.
Wells Fargo plant die Dividende auf 20 Cent pro Aktie zu verdoppeln und ab dem dritten Quartal Aktien im Wert von 18 Milliarden Dollar zurückzukaufen. Der Turnaround bei der Bank ist in vollem Gange. „Nach den meisten Maßstäben machen wir deutliche Fortschritte“, sagte CEO Charlie Scharf in einer Telefonkonferenz mit Analysten. „Dies ist nur der Beginn eines mehrjährigen Prozesses zur Transformation von Wells Fargo.“
Starkes Gewinnwachstum, aber...
Weniger begeistert waren die Anleger offenbar von der Entwicklung bei der Bank of America im zweiten Quartal. Die zweitgrößte Bank des Landes nach Vermögenswerten verzeichnete am Mittwoch einen Gewinn von 9,22 Milliarden Dollar im zweiten Quartal, gegenüber 3,53 Milliarden Dollar im Vorjahr. Die Prognose des Konsens wurde übertroffen.
Auflösung der Risikovorsorge treibt Überschuss
Das Ergebnis der Bank of America wurde durch die Entscheidung, 2,20 Milliarden Rücklagen aufzulösen, die sie um sich gegen eine Welle von faulen Krediten zu schützen aufgebaut hatte, stark beeinflusst. „Die Verbraucherausgaben haben das Niveau vor der Pandemie deutlich übertroffen. Das Einlagenwachstum ist stark und das Kreditvolumen beginnt zu wachsen“, sagte CEO Brian Moynihan. Dennoch lag der Umsatz im zweiten Quartal bei 21,5 Milliarden Dollar, ein Rückgang von vier Prozent gegenüber dem Vorjahr. Damit wurden die Erwartungen der Analysten von um 330 Millionen Dollar verfehlt. Die Bank of America war bisher die einzige große US-Bank, die die Umsatzprognosen nicht erreichte.
Investmentbanking patzt
Die Investmentbanking-Gebühren waren ein Lichtblick bei JPMorgan und Goldman Sachs, die den Durst der Unternehmen nach Geschäftsabschlüssen ausnutzten und zweistellige Zuwächse bei ihren Investmentbanking-Einnahmen verzeichneten. Bei der Bank of America, gingen die Gebühren im Investmentbanking jedoch um fast zwei Prozent auf 2,12 Milliarden Dollar zurück. Die Beratungsgebühren für Fusionen und Übernahmen blieben hinter denen der Wettbewerber zurück.
Anleger straften die Bank of America daher ab, das Chartbild hat sich merklich eingetrübt, denn die GD100 bei 39,82 Dollar wurde gerissen. Erst, wenn diese Marke wieder überwunden wird, ist die Gefahr gebannt. Investierte bleiben dabei und beachten den Stopp bei 26,00 Euro, alle anderen warten.
Wells Fargo macht hingegen weiter große Fortschritt, denn die Kostensenkungs-Maßnahmen greifen und die Gewinne ziehen wieder an. Die Bank könnte einer der größten Profiteure der starken US-Konjunktur sein, denn das Kreditgeschäft steht hier im Fokus. Im laufenden Jahr ist die Aktie bisher der Outperformer im Sektor. Aktuell spricht einiges dafür, dass das so bleibt. Zumal das große Rückkaufprogramm für eigene Papiere die Kurse antreiben sollte. Anleger können weiter zugreifen und setzen einen Stopp bei 26,00 Euro.