Branchenprimus Netflix plant zur Stärkung seiner Ertragsseite mehr Werbung. Aufatmen darf, wer den teureren, aber werbefreien Dienst abonniert hat. User in werbefinanzierten Abonnements müssen sich hingegen auf neue Formen der Werbung einstellen.
Drohen Nutzern, die das werbefinanzierte Streaming-Angebot von Netflix nutzen, jetzt Verhältnisse wie im US-Privatfernsehen? Wie die Financial Times berichtet, beabsichtigt Netflix seine Werbestrategie von Grund auf umzukrempeln, um finanziell das Meiste aus seinem im vergangenen Jahr gestarteten, vergünstigten Angebot herauszuholen.
Nach Aussage eines namentlich nicht genannten Marketing Managers liegen die pro User erzielten Umsätze (ARPU) der werbefinanzierten Angebote schon jetzt über den werbefreien Vollpreisabonnements. Diese sollen in Zukunft noch deutlich gesteigert werden.
Nicht einfach mehr, sondern bessere Werbung
Dazu soll aber nicht einfach nur mehr Werbung geschaltet werden, vor allem soll sich die Qualität der Aussendungen steigern: Einerseits soll das Targeting, also das Zielgruppenmarketing, verbessert werden. Andererseits will Netflix daran arbeiten, dass Usern nicht immer wieder dieselben Spots angezeigt werden. Hierzu sollen Werbeanzeigen künftig wie Serien auch fortlaufende Stories erzählen.
Intern arbeitet man inzwischen an einer eigenen Technologie- und Werbeplattform. Der bisherige, erst im letzten Jahr an Bord geholte Kooperationspartner Microsoft soll im kommenden Jahr wieder vor die Türe gesetzt werden. Gleichzeitig befindet man sich in Gesprächen mit potenziellen Werbepartnern.
Die von Financial Times befragten Brancheninsider jedenfalls zeigen sich von den Plänen durchaus angetan. Die von Netflix angestrebten Innovationen könnten sogar zu einem Umdenken in der Branche führen: Bisher hat man befürchtet, dass sich das Schalten von Werbeanzeigen bei Netflix negativ auf den Markenwert auswirken könnte. Mit ausgedehnten, in der richtigen Reihenfolge ausgestrahlten Werbeerzählungen könnte aber sogar das Gegenteil der Fall sein.
Die von Netflix geplanten Veränderungen dürften für User hinnehmbare Zumutungen bedeuten. In den werbefinanzierten Abonnements könnten Nutzer trotz mehr Werbung sogar vor Verbesserungen stehen. Eine Flucht der User ist deshalb kaum zu befürchten, während Netflix für Werbekunden zunehmend interessant wird und aus dem Werbegeschäft nachhaltig wachsende Erlöse erzielen dürfte.
In die Empfehlung von DER AKTIONÄR investierte Anleger lassen ihre Gewinne mit Kursziel 500 Dollar (450 Euro) laufen. Der Stopp wurde erst vor Kurzem auf etwa 340 Dollar (300 Euro) nachgezogen.
Der Chefredakteur dieser Publikation, Herr Leon Müller, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Netflix