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21.05.2019 Martin Weiß

Baidu nach 60-Prozent-Kollaps – ist die Aktie jetzt ein Schnäppchen?

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Baidu

Knapp 40 Prozent ist der Aktienkurs der Baidu-Aktie seit Anfang April in den Keller gerauscht. Die jüngsten Q1-Zahlen wirkten dabei wie ein Brandbeschleuniger. Etwas Entscheidendes haben die Anleger jedoch übersehen.

„Die Wahrheit is auf’m Platz“ wusste schon Alfred „Adi“ Preißler, legendärer Stürmer bei Borussia Dortmund. Was für den Fußball gilt, taugt auch für die Börse, nur muss es hier heißen: „Die Wahrheit liegt im Kurs.“

Was Baidu betrifft, lautet die Wahrheit 117 Dollar. Es ist eine traurige Wahrheit. So viel, treffender so wenig, kostete ein Anteilsschein am Montagabend an der New Yorker Wall Street. Das Kursniveau ist das niedrigste seit Sommer 2015 und wenn man den Flash-Crash damals nicht berücksichtigt das niedrigste seit 2013.

Was ist passiert? Ist Baidu etwa nicht der Marktführer bei der Suche in China – der mit 800 Millionen Internetnutzern größten Online-Community weltweit? Doch.

Ist Baidu nicht marktführend bei KI und selbstfahrenden Autos? Doch.

Und ist Baidu nicht mehrheitlich an iQyi, der „chinesischen Netflix“, beteiligt? Doch.

Richtig ist aber auch: Baidu ist weder Alibaba noch Tencent und Firmenboss Robin Li kein Jack Ma oder Pony Ma (Tencent).

Anders ausgedrückt: Baidu ist aus Anlegersicht stinklangweilig. Und der Konzern hat derzeit Wachstumsprobleme. Im ersten Quartal 2019 betrugen die Erlöse 24,1 Milliarden Renminbi und fielen damit geringer aus als erwartet.

Was die Anleger enttäuschte: Das Kerngeschäft schwächelt und selbst dreistellige Zuwachsraten in der Cloud vermögen den negativen Trend nicht komplett aufzufangen. Hinzu kommt eine strikte Regulierung bei Online-Werbung für Gesundheitsartikel, die Baidus Vortrieb bremst.

Dass Baidu im Segment „sonstige Erlöse“ – dazu gehören neben iQiyi und der Cloud alles sonstigen Aktivitäten – zuletzt um 73 Prozent gewachsen ist, wird von Anlegern mit einem Achselzucken quittiert. Dabei gibt es hier spannende Entwicklungen.

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So wird Baidus größter Kunde für die KI, ein Telekomkonzern, die Technologie auf die Hälfte all seiner Callcenter ausweiten. Darüber hinaus gibt es Aufträge aus der Finanzszene, der Luftfahrt und dem Energiesektor. Gleichzeitig baut der Konzern seine führende Stellung bei der Entwicklung von selbstfahrenden Autos aus.

An der Börse wird die Zukunft gehandelt und wenn das stimmt, sehen die Anleger bei Baidu kaum eine. Binnen zwölf Monaten hat die Aktie 59 Prozent an Wert verloren, das entspricht 60 Milliarden Dollar an Börsenwert. Nur zum Vergleich: Als die Aktie zuletzt auf dem aktuellen Niveau notierte, setzte der Konzern 30 Prozent der heutigen Erlöse um und machte viel weniger Gewinn.

DER AKTIONÄR meint: Baidu macht vieles richtig, nur brauchen die Initiativen für KI und autonomes Fahren mehr Zeit, um greifbare Ergebnisse zu liefern. Dasselbe gilt prinzipiell für iQiyi und Baidus Cloud. Der Kursabsturz ist eine völlig überzogene Reaktion auf a) den schwelenden Handelskrieg zwischen den USA mit China und b) die Q1-Zahlen und den verhaltenen Ausblick für Q2. Baidu weist ein Nettovermögen von zehn Milliarden Dollar aus, wird mit dem 2,5-fachen der Umsätze und KGV 13 (2020e) bewertet. Aus Sicht des AKTIONÄR ist die Aktie jetzt ein Schnäppchen.

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