Der Internet-Gigant Baidu veröffentlichte in der Nacht von Donnerstag auf Freitag die Quartalzahlen fürs vierte Quartal. Die schwachen Zahlen übertrafen die verhaltenen Erwartungen der Analysten, woraufhin die Aktie nachbörslich leicht zulegte.
Die Nutzerzahlen für Baidus Online-Dienstleistungen stiegen in allen Segmenten. Die Online-Suchmaschine nutzen mit 665 Millionen zwei Prozent mehr Personen als im Vorjahr. Der Online-Kartendient verzeichnete einen Nutzeranstieg von 13 Prozent. Die registrierten Konten des Bezahldienstes wuchsen um 88 Prozent.
Die Umsätze konnten mit diesem Wachstum nicht mithalten. Baidu erzielte im vierten Quartal 2016 einen Umsatz von 2,62 Milliarden Dollar, ein Verlust von 2,6 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal. Der operative Gewinn sank um 38 Prozent auf 315 Millionen Dollar.
Der Grund für das schwache Quartal: Der Hauptumsatzquelle Werbung wurde Mitte 2016 von regulatorischer Seite heftig zugesetzt: Nach dem Tod eines Studenten limitierten chinesische Behörden die zulässige Zahl der Werbeanzeigen für Medikamente. Anzeigen aus dem Gesundheitswesen waren bis dato der größte Posten in Baidus Kerngeschäft – der Konzern erwirtschaftete hier bis zu 30 Prozent seiner Umsätze.
Es folgte eine Neuordnung des Kerngeschäfts mit zahlreichen Initiativen, unter anderem die Einführung von höheren Qualitätsstandards für neue und bestehende Werbekunden. Finanzchefin Jennifer Li sagte: „Wir glauben, dass diese Initiativen Wirkung zeigten und erwarten für 2017 ein Jahr des Aufschwungs und des Wachstums. Baidus schwache Prognose der Verkaufszahlen für das erste Quartal 2017 lässt jedoch bezweifeln, dass das Werbesegment sich bereits vollständig erholt hat.
Dennoch schaffte es Baidu dank der Schützenhilfe des Fahrdienstes Uber die Umsatz-Erwartungen der Analysten zu übertreffen. Das amerikanische Start-Up verkaufte sein China-Geschäft an Didi Chuxing. Baidu konnte seine Uber-Anteile infolgedessen in Beteiligungen des führenden chinesischen Fahrtdienstleisters umtauschen. Dadurch verdiente Baidu rund 261 Millionen Dollar.
Baidu dürfte zumindest das laufende Quartal benötigen, um sich vollständig von den regulatorischen Einschnitten zu erholen. Positiv ist, dass sich der Konzern immer breiter aufstellt und in Zukunft Krisen einzelner Segmente besser auffangen wird. Insbesondere die Bemühungen um Künstliche Intelligenz und ein fahrerloses Assistenzsystem sind hier hervorzuheben. Die ungebrochen starke Marktmacht die Baidu dank seiner zahlreichen Online-Dienste in Chinas Internetwelt besitzt, machen die Aktie zu einem der Top-Picks in China. Der Aktionär setzt das Kursziel auf 225 Euro.