Fast 60 Prozent ist der Kurs der Baidu-Aktie seit den Höchstständen im Juni 2018 in den Keller gerauscht. Schlechte Q1-Zahlen versetzten der Aktie den Todesstoß. Die Folge: Die Aktie notiert so tief wie seit 2013 nicht mehr. Viele Anleger stellen sich nun die Frage, ob dieser Abschlag fundamental noch berechtigt ist. Im Rahmen eines freundlichen Marktumfeldes stieg die Aktie gestern um mehr als sechs Prozent.
Q1-Zahlen ein Debakel
Fakt ist: die jüngsten Quartalszahlen waren ein Debakel. Rund 47 Millionen Dollar rutschten die Chinesen im ersten Quartal ins Minus. Auch der Ausblick für das kommende Quartal fiel eher mau aus. Dazu kamen stark gestiegene Investitionssummen in Geschäftsfelder wie künstliche Intelligenz, Autonomes Fahren und eigene Videoinhalte des Streamingdienstes iQiyi. Rund 621 Millionen Dollar wurden im ersten Quartal investiert.
Quelle: statista
Hier geht es zu den Quartalszahlen.
Fundamentale Betrachtung
An der Börse wird der chinesische Suchmaschinenbetreiber mit rund 40 Milliarden Dollar bewertet. Das 19er KGV liegt bei rund 21. Im Vergleich: das KGV der Peer Group liegt hier deutlich über 30. Baidu wird für das kommende Jahr (2020) mit einem KGV von 14 und einem KUV von rund 2,5 bewertet.
Baidu ist mittlerweile mehr als bloß eine Suchmaschine und stellt sich zunehmend breiter auf. Neben dem Streamingdienst iQiyi ist man auch an dem Reiseportal Ctrip und einem eigenen Cloud-Unternehmen beteiligt. Allein der Wert aller Beteiligungen beträgt zurzeit mehr als 20 Milliarden Dollar. Damit schaffen es die Chinesen ihre Umsätze zunehmend zu diversifizieren. Der Umsatz aus anderen Geschäftsfeldern als der Suchmaschine wuchs im ersten Quartal um 73 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal.
Streamingdienst iQiyi
Neben dem klassischen Suchmaschinen-Geschäft gibt es noch weitere wachstumsstarke Beteiligungen. Beispielsweise den Streamingdienst iQiyi. Das „chinesische Netflix“ boomt. Mit mehr als 500.000 Millionen monatlichen Nutzern ist iQiyi eindeutig die unangefochtene Nummer Eins auf dem chinesischen Markt. Das Umsatzwachstum im ersten Quartal betrug grandiose 43 Prozent. Die Anzahl zahlender Abonnenten stieg um 58 Prozent auf 57 Millionen Abonnenten. Wenn das mal keine Wachstumsstory ist. Zudem kooperiert iQiyi seit Längerem mit Netflix.
Marktführer beim autonomen Fahren in China
Ein weiteres spannendes Geschäftsfeld auf dem die Chinesen sehr aktiv sind, ist das Autonome Fahren. Mehr als 140.000 Kilometer Datenmaterial hat Baidu bereits gesammelt. Über die Plattform „Apollo“ arbeiten die Chinesen mit Hochdruck daran, den Traum des vollständig autonomen Fahrens Wirklichkeit werden zu lassen. Mit insgesamt 45 Testfahrzeugen ist Baidu derzeit in Peking unterwegs. Selbst VW und BMW sind seit geraumer Zeit am Projekt „Apollo“ beteiligt.
Fazit: Langfristig spannend
Mit Baidu investiert man schon lange nicht mehr bloß in ein Suchmaschinen-Business. Der chinesische Konzern stellt sich zunehmend breiter auf. Man investiert an allen Fronten und das macht sich am Ergebnis bemerkbar. Der Konzern legte zudem Mitte Mai ein Aktienrückkaufprogramm in Höhe von einer Millarde Dollar auf.
Dennoch sollten Risiken nicht ausgeblendet werden. Größtes Risiko ist hier weiterhin der schwelende Handelsstreit. Auch ist der Streamingmarkt ein teures und investitionsintensives Geschäft. In Sachen Künstliche Intelligenz und Autonomes Fahren gehört Baidu zwar zu den Top-Playern in China, allerdings dauert es noch bis Anleger hier greifbare Ergebnisse sehen werden.
Nachdem der Stoppkurs bei 115 Dollar unterschritten wurde, haben Anleger hier die Reißleine gezogen. Aufgrund der makroökonomisch angespannten Lage, gilt es insbesondere bei chinesischen Werten weiter abzuwarten.