Es tut sich was in Sachen Elektromobilität – auch in Deutschland. Der weltweite Bestand an Elektroautos ist 2020 um rund drei Prozent auf 10,9 Millionen gestiegen. Das dürfte erst der Anfang gewesen sein. Anders als noch vor zwei Jahren spürt man in der Bevölkerung, der Politik und bei den Autobauern den Willen, endlich in das elektrische Zeitalter vorzustoßen. Der Verbrennungsmotor könnte noch in diesem Jahrzehnt zum Nischenprodukt werden. Auch Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer sieht den Wechsel vom klassischen Verbrenner zum E-Auto in vollem Gange. DER AKTIONÄR fragte nach beim Leiter des Center Automotive Research (CAR).
DER AKTIONÄR: Die heimischen Autobauer beschleunigen das Hochfahren der Elektromobilität. Ist der Wechsel vom klassischen Verbrenner zum E-Auto nun nicht mehr aufzuhalten?
Ferdinand Dudenhöffer: Absolut. Das vollelektrische Auto ist Volksbewegung geworden, und das gilt für Europa und China und jetzt mit US-Präsident Biden auch für die USA. Und auch Plug-In Hybrid wird kein langes Leben haben. Der Fortschritt bei Lithium-Ionen-Batterien ist so groß, dass bereits vor dem Jahr 2030 der Plug-In zum Auslaufmodell wird.
Welche Rolle spielt die Politik bei dem Thema?
Die Politik in Deutschland ist sehr zögerlich. Die Kanzlerin würde am liebsten beides – gleichzeitig mit dem Elektroauto und dem traditionellen Auto zu fahren. Leider hat das der liebe Gott unmöglich gemacht. Mit einer mutigeren Politik wären wir weiter. Der Vorsprung von Tesla gegenüber deutschen Autobauern wäre nicht so groß geworden. Solange man sich scheut am Benzinpreis zu drehen, fährt man beim Mobilitätswandel mit angezogener Handbremse.
Volkswagen ist bei der Elektromobilität weiter als die meisten Mitbewerber. Was machen die Wolfsburger derzeit besser als die anderen heimischen Autobauer?
Eigentlich fast alles. Das fängt mit den vollelektrischen Fahrzeugplattformen MEB und PPE nach dem Skateboard-Konzept an, geht über massive Investitionen und Knowhow-Aufbau bei der Batterie, startet zwar noch holprig mit Car-Software und AI und geht in den Vertrieb. Es gibt Autobauer, bei denen sind Auto-Abos und Internetvertrieb noch Fremdwörter. VW hat mit seinem Agentursystem und bald dem korrespondieren Auto-Abo-Modellen auch hier einen Vorsprung.