Der Gegenwind für die deutschen Autobauer wird von Tag zu Tag stärker. Trumps Zölle machen Audis Bestseller, den Q5, in den USA unverkäuflich, Mercedes-Benz streicht die Modellpalette weiter zusammen und verlagert Arbeitsplätze, gleichzeitig öffnet die EU wohl bald der chinesischen Konkurrenz Tür und Tor.
Die globale Automobilbranche durchlebt dramatische Zeiten. Von neuen Handelsbarrieren über Produktionsstopps bis hin zu strategischen Rückzügen – die Nachrichtenlage könnte kaum brisanter sein. Ein Blick auf die jüngsten Entwicklungen, die die deutschen Autobauer zusätzlich unter Druck setzen und die chinesischen Hersteller jubeln lassen, verheißt zudem nichts Gutes.
Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg wird Audis Topseller in den USA der SUV Q5 wegen der Trump-Zölle untragbar teuer. Grund dafür ist, das der Wagen in Mexiko gefertigt werde und das Fahrzeug daher wegen der 25-Prozent-Abgabe auf importierte Autos, mit einer weiteren 25-Prozent-Strafe für Produkte aus Mexiko und einer 2,5-Prozent-Gebühr wegen Verstößen gegen das USMCA-Handelsabkommen belegt werde. Dadurch würde sich der Aufpreis auf über 50 Prozent summieren, was „ein gutes Auto, aber so nicht mehr verkaufbar“ mache, wie ein Brancheninsider sagt.
Die Ingolstädter-VW-Tochter hält die bereits produzierten Q5s daher unter Verschluss, während der Konzern verzweifelt nach Lösungen sucht. Eine Verlagerung der Produktion in die USA? Zu teuer und zu unsicher, angesichts der unklaren Handelspolitik. Für Audi, das rund ein Drittel seiner US-Verkäufe mit dem Q5 erzielt, ist dies ein harter Schlag.
Auch Mercedes-Benz steht unter Druck. Der Stuttgarter Autobauer hat entschieden, die Produktion der Kleintransporter Citan und T-Klasse einzustellen. Beide Modelle, die auf einer Kooperation mit Renault basieren, konnten die Verkaufserwartungen nicht erfüllen. Die Folge: Die Produktion von Kleintransportern endet im Dezember 2026. Stattdessen will der Autobauer „zukünftig den Fokus auf das Midsize und das Large Van Segment“ legen, wie das Handelsblatt berichtet.
Doch das ist nicht die einzige Hiobsbotschaft der Marke mit dem Stern: Mercedes plant, Teile der Produktion nach Ungarn zu verlagern, was in Deutschland weitere Arbeitsplätze gefährden könnte. Baden-Württemberg’s Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) sorgte mit einer Aussage für Empörung, als er die Verlagerung herunterspielte.
Gegenüber der Stuttgarter Zeitung sagte Hermann: „Wir sind ein Verbund.“ Aus diesem Grund habe er bei der Verlagerung keine schmerzen. Wichtiger sei hingegen, dass die zentralen Einheiten des Weltkonzerns, wie die Forschung, Entwicklung sowie die Konzernzentrale in Baden-Württemberg verblieben.
Boris Weirauch, der wirtschaftspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion spricht dagegen von „einem Schlag ins Gesicht für die Beschäftigten.“ Und auch von der FDP hagelt es Kritik: „Minister Hermann hat den Schuss nicht gehört“, machte der verkehrspolitische Sprecher der FDP/DVP-Fraktion im Landtag von Baden-Württemberg, Christian Jung, in einer Stellungnahme deutlich. Die Ungarn-Verlagerung würde zeigen, dass Baden-Württemberg massive Standortprobleme habe, wie der Merkur berichtet.
Die chinesische Konkurrenz, bestehend aus BYD, Li Auto, Xiaomi und XPeng hat hingegen gut Lachen: Die EU und China verhandeln derzeit über einen Zolldeal, der die Strafzölle auf chinesische E-Autos durch Mindestpreise ersetzen könnte.
Das hätte Vorteile für beide Seiten: Europäische Hersteller wie Mercedes, VW und BMW wären weniger Preiskonkurrenz ausgesetzt, während chinesische Konzerne höhere Margen erzielen könnten, jedoch dürften die Vorteile für die Konkurrenz aus China aus Sicht des AKTIONÄR überwiegen. Voraussetzung ist dem Vernehmen nach allerdings, dass China in Europa nicht nur Montagewerke, sondern ganze Industrieansiedlungen errichtet - also mit deutschen Zulieferern kooperiert. Dies könnte mittelfristig einige deutsche Nebenwerte beflügeln, sofern der Deal zustande kommt.
Während der Gegenwind für die deutschen Autobauer weiter zunimmt, dürfte BYD weiter zu den Outperformern im Sektor zählen. Mittelfristig traut DER AKTIONÄR jedoch auch VW ein Comeback zu und spekuliert darauf mit einem Call-Optionsschein. Bei Mercedes-Benz, BMW und Porsche sollten Anleger hingegen an der Seitenlinie bleiben.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Mercedes-Benz, Volkswagen Vz., Porsche AG .