Die deutschen Auto-Hersteller haben in den letzten Tagen gemischte Zahlen vorgelegt. Während Mercedes-Benz erneut bei den Analysten Pluspunkte sammeln konnte, patzten Volkswagen und BMW. DER AKTIONÄR sprach mit dem Auto-Experten Ferdinand Dudenhöffer über die Q2-Ergebnisse.
DER AKTIONÄR: Herr Dudenhöffer, wie deuten sie die Zahlen von Volkswagen im zweiten Quartal?
FERDINAND DUDENHÖFFER: Der Volkswagen-Konzern hat sich mit 7% Umsatzrendite zwar besser geschlagen als erwartet, aber das hängt vom hohen Auftragsbestand ab, der zu großen Teilen abgearbeitet ist. Die Zahlen sind noch sehr Vergangenheitslastig. Das große Risiko wird in der Distanz zu Stellantis sichtbar. Das hat sich erneut bei den Halbjahreszahlen bestätigt. Stellantis mit 14,4% Umsatzrendite im H1 gegenüber 7,3% bei Volkswagen zeigt die Distanz. Die Marken Audi und VW sind schwer. Das China-Geschäft ist eine riesige Herausforderung für beide. Nach meiner Einschätzung hat die Marke VW mit dem kleinen Einstieg und der Zusammenarbeit mit XPeng wichtige Weichen für die Zukunft gestellt. Bei Audi fragt man sich schon, warum ein Autobauer mit Premiumanspruch mit einem Volumenhersteller – sprich SAIC – in eine Kooperation bei der Technik geht. Insgesamt bleibt das große Problem die Kosten-Effizienz und die wird durch Sparprogramme bei Dienstreisen oder Ausstellungen sicher nicht gelöst.
DER AKTIONÄR: Mercedes-Chef Källenius hält an seiner Luxus-Strategie fest – wird Mercedes mit der E-Klasse die nächste Stufe zünden?
Es ist sehr wichtig, dass die E-Klasse und die SUV auf der E-Klasse funktionieren. Wenn die E-Klasse Probleme hat, tut das Mercedes-Benz sehr weh. Die E-Klasse ist das Zentrum des Konzerns: Auf der einen Seite die Marge bei den Fahrzeugen, auf der anderen Seite die Volumina. Umso wichtiger ist es, dass die vollelektrische E-Klasse EQE sich im Markt durchsetzt. Der Erfolg in China ist das Schlüsselerlebnis
DER AKTIONÄR: Wie sehen sie BMW mit dem Fokus auf Elektro,-Verbrenner- und Wasserstoff?
Die neue Klasse- also vollelektrische Plattform kommt – zwar spät, aber sie kommt. Es ist gut, dass BMW vor einiger Zeit diesen Strategieschwenk gemacht hat. Die Übergangszeit wird schwer, weil BYD und Tesla eine enorme Pace vorgeben. Wasserstoff ist eine Nische, die man macht, weil man von Toyota die Technik dazu hat. Also kaum Entwicklungskosten, aber auch ein sehr dünnes Volumen. Man kann sich mit so einer Strategie schon verzetteln. Ob man das heute nochmals so entscheiden würde, glaube ich nicht.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Mercedes-Benz.
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