Chinas Tech-Konzerne könnten einem Branchenkenner zufolge den Markt für Elektroautos in den kommenden Jahren deutlich umkrempeln. "Es sieht so aus, als würden wir Zeuge der größten Transformation der Branche", schrieb Branchen-Experte Ferdinand Dudenhöffer in einer jüngsten Untersuchung zum weltgrößten Automarkt China. Im Mittelpunkt stünden Unternehmen wie Huawei und Xiaomi, die in Deutschland vielen als Hersteller von Smartphones bekannt sind.
Laut Dudenhöffer entwickeln die Tech-Konzerne mit den Autobauern Fahrzeuge und liefern etwa die Software, die in den sogenannten intelligenten Autos maßgeblich ist. Als Beispiele führte er die Limousine SU7 von Xiaomi und die E-Auto-Marke Avatr an, die Huawei mit dem Batteriehersteller CATL und anderen Firmen aufbaute. "Der SU7 wird nicht von Xiaomi selbst produziert, sondern vom chinesischen Autobauer BAIC montiert", schrieb Dudenhöffer. Huawei liefere sein Betriebssystem Harmony und damit zum Beispiel die Sprachsteuerung in den Avatr-Autos.
"Mit dem Xiaomi SU7 heißt es „warm anziehen“ für Porsche & Co. Die deutschen Autobauer tun sich mit dem Markt China bei den neuen Antrieben schwer. Und die neuen Antriebe werden schon 2025 gut 40% des China-Marktes stellen, mit schnell steigender Tendenz. Xiaomi und Huawei gehen mit sehr großen Budgets und mit wegweisenden Innovationen in den Automarkt und werden wichtige Stellungen – zunächst in China einnehmen", ergänzt Auto-Experte Dudenhöffer gegenüber dem AKTIONÄR.
Der Autoexperte rechnet mit einer Art Umkehr der Rollen in der Autobranche. Ein Großteil der heutigen Autokonzerne baue die Autos nur noch zusammen und werde Zulieferer für die Tech-Giganten, erklärte er. Diese wiederum lieferten das Ökosystem und die Intelligenz für das Auto. "Blech biegen wird langweilig", schrieb Dudenhöffer.
"Es ist der größte Umbruch der Branche seit Henry Ford. New Manufacturing, Batterien und Elektroantriebe, das intelligente Auto und Smart Cockpit sind wahre Revolutionen und chinesische Unternehmen rollen diese Innovationen groß-skaliert aus.
Nach der Zeit der US-Konzerne, nach den Japanern laufen wir in eine neue Geschichte der Autoindustrie – China und seine Unternehmen bilden deren Mittelpunkt", so Dudenhöffer.
China ist weltweit der wichtigste Markt für E-Autos und deshalb hart umkämpft. Der chinesische Autobauer BYD und der US-Konzern Tesla liefern sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen um die Kundschaft. Die deutschen Autobauer liegen weit dahinter. Im vierten Quartal 2023 überholten die Südchinesen nach Verkaufszahlen erstmals die Marke von Tesla-Chef Elon Musk. "BYD wird in rund zehn Jahren Toyota ablösen", erwartet Dudenhöffer. Der japanische Konzern ist aktuell größter Autobauer der Welt.
Tesla ist Vorreiter in Sachen Elektromobilität und weist trotz der hohen Preisnachlässe im Vergleich zu vielen anderen Autobauern noch immer extrem hohe Margen auf. Hinzu kommt die Revolution im Bereich der Fahrzeugproduktion und Software. Hier muss Tesla allerdings liefern, vor allem, was seine Full Self-Driving-Software betrifft. Nur so kann Tesla die hohe Bewertung im Vergleich zur Konkurrenz in Bezug auf das Kurs-Gewinn-Verhältnis sowie das Kurs-Umsatz-Verhältnis rechtfertigen. Die Aktie ist aus technischer Sicht aktuell jedoch angeschlagen. Anleger warten ab.
BYD rollt ständig neue Modelle aus. Mit den Marken BYD, Denza, Yangwang und Fang Cheng Bao wird der EV-Hersteller in Zukunft die Nachfrage der Nutzer nach Fahrzeugen in allen Segmenten abdecken. Steigende Exporte und erhöhte Verkäufe im Luxus-Segment könnten die Erträge im Jahr 2024 und 2025 steigern. Kurzfristig überwiegt bei den Anlegern jedoch die Skepsis aufgrund der langsameren Verbreitung von E-Autos, der zunehmenden Konkurrenz und der andauernden Rabattschlacht, die auf die Margen durchschlägt. Aufgrund dessen steht das Papier auch nach wie vor unter Druck. Support bekommt das Papier jetzt bei 190 Hongkong-Dollar. Im Anschluss wartet eine Unterstützung bei 186 Hongkong-Dollar.
(Mit Material von dpa-AFX).
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