Die Corona-Lage in Deutschland bleibt angespannt, die bisherigen Kontaktbeschränkungen zeigen noch nicht die erwünschte Wirkung. Deutlich schlimmer noch wütet die Krankheit etwa in Österreich und Italien. Ängste vor neuen Konjunktureinbußen bremsen die Börsianer, ein baldiger Impfstoff sorgt hingegen für Kaufstimmung. Ein Wochenausblick.
Die Angst vor weiteren wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Einschränkungen aufgrund immer noch steigender Corona-Infektionszahlen hält den Aktienmarkt im Zaum. Die Freude über den Durchbruch bei einem Impfstoff gegen das Coronavirus, die die Kurse in der vergangenen Wochen angetrieben hat, wird dadurch etwas verdrängt. Andererseits sorgen der Wahlsieg von Joe Biden und die wohl anstehende Anerkennung durch den Amtsinhaber und fehlende Anlage-Alternativen wohl für weitere Kauflaune.
Experten sehen die hohe Wirksamkeit eines von BioNTech und Pfizer entwickelten Impfstoffs gegen die Lungenkrankheit Covid-19 sowie den Sieg von Joe Biden bei der US-Präsidentschaftswahl als Game Changer, also als bahnbrechende Ereignisse.
Sie hatten bereits für eine Börsenrallye gesorgt und den DAX von Ende Oktober bis in den November hinein binnen weniger Tage um mehr als 1.800 Punkte nach oben bis dicht unter 13.300 Punkte getrieben. Eine direkte Fortsetzung erscheint vorerst aber ungewiss.
Am Freitag hatte der DAX bei 13.076 Punkten geschlossen und legte damit auf Wochensicht um 4,8 Prozent zu. Der Broker IG taxierte den Weekend-DAX am Samstag-Abend dann bei 13.120 Punkten wieder etwas höher.
In der neuen Woche könnte sich die Corona-Krise wieder in den Vordergrund schieben. "Es dreht sich infolge weiter steigender Infektionszahlen nun wieder alles um die Risiken längerer Shutdowns und einer Verschärfung der Maßnahmen", schreibt Analyst Jochen Stanzl von CMC Markets. Dass US-Notenbankchef Jerome Powell jüngst von einer sich merklich abschwächenden Erholung der Gesamtwirtschaft gesprochen habe, steigere die Konjunktursorgen nur noch mehr. "Für eine Rallye-Fortsetzung ist die Gesamtsituation den Anlegern derzeit noch zu heikel", glaubt Stanzl.
Kurzfristig wohl kein neuer DAX-Rekord
Somit scheint also ein Rekordhoch für den deutschen Leitindex in der neuen Woche eher unwahrscheinlich zu sein. Die aktuelle Bestmarke liegt bei 13.795 Punkten und datiert von Mitte Februar, also kurz vor Beginn des Corona-Börsencrashs. Der Aktienmarkt bewege sich zwischen Corona-Realität und Impfstoff-Hoffnung, formulieren es die Aktienstrategen Frank Klumpp und Uwe Streich von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW).
Trotz der möglicherweise etwas zu weit gelaufenen jüngsten Rallye dürften das Impfstoff-Thema und der Machtwechsel in den USA in den kommenden Wochen einen eher positiven Einfluss auf die Börsenstimmung haben, gibt sich Analyst Milan Cutkovic vom Broker Axi zuversichtlich. Eine Jahresendrallye hält er daher für durchaus möglich. Und die Experten Klumpp und Streich empfehlen angesichts zunehmender Impfstoff-Erfolge Korrekturen des Gesamtmarktes zum Aufbau von Positionen zu nutzen.
Berichtssaison neigt sich dem Ende zu
Von der Bilanzsaison bekommen hingegen die Börsen in den nächsten Tagen weniger Impulse. Sie neigt sich allmählich ihrem Ende zu. Aus dem DAX haben inzwischen alle Konzerne ihre Quartalszahlen vorgelegt, sodass nur noch einige Vertreter aus MDAX und SDAX auf der Agenda stehen.
Gleich am Montag ist das etwa der Immobilien-Konzern Grand City Properties sowie am Dienstag der Internethändler für den Haustierbedarf Zooplus und am Mittwoch der Lkw-Zulieferer SAF-Holland.
Die Zahlen des kriselnden Traditionskonzerns ThyssenKrupp, bei dem vom Staatseinstieg bis zum Verkauf der Stahlsparte derzeit alles möglich scheint, stehen am Donnerstag auf der Agenda. Auch der von der Corona-Pandemie stark belastete Ticketvermarkter und Eventveranstalter CTS Eventim berichtet. Komplettiert wird die Reihe vom Solar- und Windparkbetreiber Encavis und vom Arzneihersteller Dermapharm (beide am Montag) sowie vom Bremsen-Spezialisten Knorr-Bremse (am Donnerstag).
US-Industrieproduktion lahmt
Wichtige Konjunkturdaten der neuen Woche kommen am Dienstag aus den USA mit den Einzelhandelsumsätzen und der Industrieproduktion. "Es sind die zwei Gesichter der US-Wirtschaft in der Corona-Erholung: Während die Einzelhandelsumsätze bereits im Juni das Vorkrisenniveau überschreiten konnten, hinkt die Industrieproduktion auffallend deutlich hinterher", analysieren die Volkswirte der DekaBank. "An diesem grundsätzlichen Bild dürfte sich auch mit den Oktoberzahlen nichts Wesentliches ändern." (Mit Material von dpa-AFX)
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